ABL meldet Insolvenz an: Sanierung in Eigenverwaltung

Das mittelständische Familienunternehmen ABL hat am 26.06.2023 beim Amtsgericht Nürnberg einen Antrag auf Einleitung eines Eigenverwaltungsverfahrens gestellt. Die Geschäftsführung setzt auf eine nachhaltige Sanierung und Transformation seiner Geschäftsaktivitäten, um sich zukunftssicher aufzustellen. Das Unternehmen will sich in den kommenden Monaten sanieren, um langfristig am Markt erfolgreich zu sein.

„Unsere Kunden werden von uns auch während des Verfahrens wie gewohnt beliefert“, erläutert Geschäftsführer Dr. Stefan Schlutius und fügt hinzu: „Wir werden gemeinsam mit unserem Team planmäßig unsere neue, eichrechtskonforme Wallbox-Generation eM4 Twin und Single sowie unser neues Schuko-Programm auf den Markt bringen. Der Geschäftsbetrieb läuft normal und in vollem Umfang weiter. Das Eigenverwaltungsverfahren stellt hier den rechtlichen Rahmen dar, um die notwendigen Sanierungsmaßnahmen bei laufendem Geschäftsbetrieb umsetzen zu können. Die Löhne und Gehälter der rund 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind gesichert.“

Politische und weltwirtschaftliche Hintergründe
Die staatliche Förderung für private Ladestationen sorgte 2021 und 2022 für einen beispiellosen Boom im Marktsegment Home Charging. Konsequenz der vor zwei Jahren so exorbitant gestiegenen Nachfrage ist nun jedoch eine Übersättigung des Marktes für private Ladestationen.
Zusätzlich hat der Krieg in Europa das Augenmerk der nationalen und europäischen Politik und Bevölkerung verlagert: von der Elektromobilität auf emissionsfreie Stromerzeugung durch Photovoltaik und emissionsfreien Energieverbrauch durch Wärmepumpen. Viele der Kunden haben deshalb ihre Bestellungen von Ladestationen reduziert, storniert oder verschoben.

„Obwohl uns die augenblickliche Verschiebung der politischen Schwerpunkte negativ trifft, halten wir weiter an unserer Mission fest, dass die eMobility einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leistet. Darum ist der von ABL eingeschlagene Weg weiterhin uneingeschränkt zukunftsfähig“, führt Dr. Stefan Schlutius aus.

Ausblick Transformation und strategischer Fokus
Im Zuge der bisherigen Sanierungsbemühungen hat ABL zusammen mit einem Beratungsunternehmen einen nachhaltigen Strategieplan entwickelt, um auf den durch die negativen Nachwirkungen des Förderbooms beeinträchtigten Hochlauf des Marktes reagieren zu können. Teil dieser Strategie ist das nun angeordnete Eigenverwaltungsverfahren, welches die langfristige Sanierung des Unternehmens gewährleisten soll. In seiner Produktstrategie legt ABL den Fokus aktuell verstärkt auf den Bereich Operated Charging, also hochintelligente und eichrechtskonforme Ladeinfrastruktur für den gewerblichen und öffentlichen Bereich. So hat der Hersteller im Mai mit der Wallbox eM4 Twin erfolgreich seine neue Ladestation für Unternehmen, Hotels, die Wohnungswirtschaft und Parkhäuser eingeführt. Mit der Wallbox eM4 Single folgt noch in diesem Jahr die nächste intelligente Ladestation der neuen ABL eMobility Produktgeneration.

Die Eigenverwaltung ist ein gerichtliches Sanierungsverfahren zum Erhalt von Unternehmen. Die Geschäftsführung von ABL bleibt dabei im Amt, führt die Gesellschaft selbst durch das Verfahren und wird unterstützt durch die Sanierungsexperten von PLUTA. Das Gericht bestellt einen vorläufigen Sachwalter, der das Verfahren im Interesse der Gläubiger begleitet. Zum vorläufigen Sachwalter für ABL wurde Rechtsanwalt Michael Wirth von der Kanzlei Dr. Schmitt & Kollegen bestellt.

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