Rechenzentren in Deutschland: KI treibt das Wachstum

Künstliche Intelligenz treibt den Ausbau von Rechenzentren voran – auch in Deutschland. Aktuell machen Rechenzentren für KI rund 15 Prozent der gesamten, in Deutschland installierten Kapazitäten aus. Bis zum Jahr 2030 sollen sich diese KI-Kapazitäten vervierfachen, von derzeit 530 Megawatt auf dann 2.020 Megawatt Anschlussleistung. Der Anteil von KI-Rechenzentren an den deutschen Gesamtkapazitäten wird dann bei 40 Prozent liegen.

Insgesamt sind in Deutschland derzeit 2.000 Rechenzentren mit einer Anschlussleistung von jeweils mehr als 100 Kilowatt installiert, darunter 100 größere Rechenzentren mit mehr als 5 Megawatt Leistung. Die Leistung aller deutschen Rechenzentren ist 2025 um 9 Prozent auf 2.980 Megawatt gewachsen, die hundert größten Rechenzentren steuern dazu die Hälfte bei. Anfang 2026 soll erstmals die Marke von 3.000 Megawatt und 2030 von 5.000 Megawatt überschritten werden. Verglichen mit 2024 werden sich Deutschlands Rechenzentrumskapazitäten dann nahezu verdoppelt haben. Das sind Ergebnisse der aktuellen Bitkom-Studie „Rechenzentren in Deutschland: Aktuelle Marktentwicklungen – Update 2025“, die vom Borderstep Institut durchgeführt wurde. Vor allem der steigende Bedarf Künstlicher Intelligenz und von Cloud-Computing treibt dieses Wachstum.

In diesem Jahr investieren die Betreiber 12 Milliarden Euro in IT-Hardware und 3,5 Milliarden Euro in Gebäude und technische Gebäudeausrüstung – ein neues Allzeithoch. Davon fließen ca. 2,5 Milliarden Euro in die Geräte und Anlagen der Klimatechnik, der Stromversorgung und anderer Gebäudetechnik. Im internationalen Vergleich verläuft die Entwicklung in Deutschland jedoch eher stockend. Anders als in den USA oder China existieren hierzulande noch keine Mega-Rechenzentren, die ausschließlich für KI-Anwendungen betrieben werden. Die leistungsstarken IT-Systeme in deutschen Rechenzentren sind im Vergleich zu Datacentern im Ausland deutlich kleiner. Die USA verfügten 2024 bereits über zehnmal so viele Rechenzentrumskapazitäten, wie sie in Deutschland bis 2030 geplant sind. Jedes Jahr werden in den USA mehr als viermal so viele Kapazitäten hinzugebaut, wie in Deutschland überhaupt installiert sind.

Die Hälfte der RZ-Kapazitäten entfällt auf Cloud-Infrastrukturen

Treiber für das aktuelle Wachstum sind Cloud-Angebote für KI und sonstige Anwendungen, die im laufenden Jahr um rund 17 Prozent auf 1.450 MW steigen. Damit entfällt aktuell die Hälfte (49 Prozent) der deutschen RZ-Kapazitäten auf Cloud-Infrastrukturen, vor einem Jahr waren es noch 45 Prozent und im Jahr 2019 erst 29 Prozent. Auch der Markt für Edge-Rechenzentren gewinnt zunehmend an Dynamik, bewegt sich mit einer Anschlussleistung von rund 240 MW im Jahr 2025 jedoch noch auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Edge-Rechenzentren befinden sich näher am Endkunden oder an der gewünschten Anwendung, die Reaktionszeit ist damit sehr kurz. Klassische Rechenzentren werden weiterhin betrieben, zeigen aber mittlerweile einen rückläufigen Trend (2025: 1.290 MW).

Server werden effizienter, aber Energiebedarf steigt

Auch der Strombedarf der Rechenzentren in Deutschland ist gestiegen – und wird unter anderem mit Blick auf die wachsende Bedeutung künstlicher Intelligenz weiter steigen. Er wird 2025 bei 21,3 Mrd. Kilowattstunden liegen – 2024 waren es 20 Mrd. kWh und 2015 noch 12 Mrd. kWh. Rund zwei Drittel des Strombedarfs entfallen dabei auf die IT-Infrastruktur der Rechenzentren, also Server, Speicher und Netzwerktechnik. Das übrige Drittel entfällt auf die Gebäudeinfrastruktur, die Kühlung oder die Gewährleistung einer unterbrechungsfreien Stromversorgung. Die verwendeten IT-Systeme werden dabei immer effizienter. Beispielsweise stieg die Energieeffizienz bei Standardservern in den Jahren 2017 bis 2022 um jährlich 26 Prozent.

Frankfurt und verfügt über mehr als ein Drittel aller Kapazitäten in Deutschland

Die Verfügbarkeit von Rechenleistungen ist in den 16 Bundesländern dabei höchst unterschiedlich verteilt. Das bei weitem größte Rechenzentrums-Cluster befindet sich in Hessen im Großraum Frankfurt und verfügt mit gut 1.100 MW über mehr als ein Drittel aller Kapazitäten in Deutschland. Es folgen mit Abstand Bayern (420 MW) und Nordrhein-Westfalen (378 MW), dahinter liegen Baden-Württemberg (233 MW) und Berlin (146 MW). Die geringste installierte Rechenleistung findet sich in Mecklenburg-Vorpommern (20 MW), Bremen (19 MW) und dem Saarland (17 MW). Für die nächsten Jahre sind zahlreiche neue große Rechenzentren angekündigt. So werden nicht nur in Frankfurt neue Projekte mit mehr als 1.800 MW geplant, sondern 888 MW in Brandenburg sowie mit einer IT-Anschlussleistung von 480 MW auch im rheinland-pfälzischen Nierstein. Dieses Projekt könnte noch übertroffen werden von einem Rechenzentrum mit einer IT-Anschlussleistung in der Größenordnung von 1.000 MW, über das aktuell in der Gemeinde Dummerstorf in Mecklenburg-Vorpommern diskutiert wird. Erst in der vergangenen Woche wurden Pläne für ein neues KI-Rechenzentrum bei München vorgestellt.

Wettbewerbsfähige Energiekosten, weniger Bürokratie, bessere Wärmeplanung

So sollten Rechenzentren und auch die Telekommunikationsnetze bei den Stromkosten entlastet werden. Die im europäischen Vergleich sehr hohen Energiepreise stellen aus Bitkom-Sicht einen substanziellen Wettbewerbsnachteil dar. Dies muss mit Maßnahmen für eine bedarfsgerechte und koordinierte Verteilung von Stromnetzanschlüssen flankiert werden. Des Weiteren brauche es eine Vereinfachung, Digitalisierung und Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren. In Deutschland dauern Planungs- und Genehmigungsverfahren für neue Rechenzentren deutlich länger als im EU-Durchschnitt – und rund sechs Monate länger als gesetzlich vorgesehen. Drittens schlägt Bitkom eine Überarbeitung des regulatorischen Rahmens vor. Insbesondere müssten praxisferne deutsche Sonderwege durch das Energieeffizienzgesetz mit den europäischen Rahmenbedingungen harmonisiert werden, das betrifft etwa Vorgaben zur Energie-Verbrauchseffektivität und zum Anteil an wiederverwendeter Energie. Gleichzeitig könne die Abwärmenutzung durch steuerliche Anreize für Abnehmer, eine bessere kommunale Wärmeplanung und den Ausbau moderner Wärmenetze deutlich gestärkt werden.

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