Die Energiewende braucht mehr als nur neue Technologien – sie braucht Flexibilität, Digitalisierung und regionale Intelligenz. Dr. Matthias Stark, Leiter Erneuerbare Energiesysteme im Bundesverband Erneuerbare Energien e.V. (BEE), spricht im Interview über zentrale Stellschrauben auf dem Weg zur Klimaneutralität, die Rolle der Elektrobranche und warum die zweite Hälfte der Energiewende die entscheidende ist.
ElektroWirtschaft: Wo stehen wir aus Ihrer Sicht derzeit beim Umbau unseres Energiesystems – und was sind die wichtigsten Hebel, um den Ausbau der erneuerbaren Energien weiter zu beschleunigen?
Dr. Matthias Stark: Im Strombereich sind wir auf einem sehr guten Weg, unsere Ziele zu erreichen. In den Sektoren Wärme und Mobilität gibt es dagegen noch erheblichen Nachholbedarf. Klar ist: Der Ausbau der erneuerbaren Energien braucht Flexibilitäten. Sektorenübergreifende Technologien wie Wärmepumpen, Elektrofahrzeuge und Elektrolyseure spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie ermöglichen nicht nur Fortschritte bei der Erreichung unserer Klimaziele bei Wärme und Mobilität, sondern schaffen gleichzeitig Marktflexibilität – etwa durch die Aufnahme von Stromüberschüssen in Zeiten hoher Erzeugung. Wichtigster Hebel bleibt dabei die Planungssicherheit. Das EEG ist seit über 25 Jahre erfolgreich, weil es Investitionen über mehrere Legislaturperioden hinweg verlässlich gemacht hat. Diese Verlässlichkeit brauchen wir auch heute – ebenso wie Bürokratieabbau. Das erste EEG kam mit weniger als 25 Paragrafen aus, heute ist es deutlich umfangreicher. Darüber hinaus brauchen wir marktwirtschaftliche Anreize, etwa für Speichertechnologien oder für eine optimierte Nutzung erneuerbarer Energien. So könnten Windkraftanlagen mit größeren Rotoren beispielsweise auch in Schwachwindphasen auf höheren Nabenhöhen arbeiten und effizient einspeisen.
ElektroWirtschaft: Wie kann der Ausbau der Windenergie so gestaltet werden, dass auch Gewerbegebäude, Industrie und Quartiere stärker von lokal erzeugtem Windstrom profitieren?
Dr. Matthias Stark: Um mehr lokalen Nutzen aus Windstrom zu ziehen, müssen wir den regionalen Ausbau zielgerichteter gestalten. Die ersten 50 Prozent der Energiewende sind nicht schwer – Anlagen bauen und anschließen. Aber die zweite Hälfte ist entscheidend: Jetzt müssen Technologien, Flexibilitäten und regionale Gegebenheiten intelligent miteinander verzahnt werden. Mit unserem neuen Projekt „Energiewenderechner“, welches Ende des Jahres abgeschlossen wird, werden wir flächendeckend auf Landkreisebene den Einsatz von erneuerbaren Energien und Flexibilitäten optimieren können und gleichzeitig ein breiteres Verständnis für die Energiewende ermöglichen. Wichtig ist auch, die Direktbelieferung zu entbürokratisieren, etwa durch klare Regeln zur räumlichen Nähe. Und: Bürgerwind- und Bürgersolarparks brauchen schnellere Genehmigungen – sie schaffen Akzeptanz und stärken die regionale Teilhabe.
Das gesamte Interview finden Sie in unserer neuen Ausgabe der ElektroWirtschaft: 05/2025.