Trotz Abschwächung: E-Handwerke weiter mit stabiler Konjunktur

Das Voranschreiten der Energiewende erweist sich für die Elektrohandwerke als echter Stabilitätsfaktor. Das zeigt die vom 13. bis 28. September durchgeführte Herbstkonjunkturumfrage des Zentralverbandes der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH). An der Befragung hatten mehr als 1.500 Innungsbetriebe teilgenommen.

E-Handwerke erweisen sich als robust

Bei noch immer guter Geschäftslage und einer positiven Auftrags- und Umsatzentwicklung in den zurückliegenden sechs Monaten haben sich die sehr guten Werte aus dem Frühjahr zum Herbst hin jedoch leicht abgeschwächt. Neben der Tatsache, dass die Krise im Bau-Bereich – zumindest psychologisch – auf die Stimmung in den Elektro-Handwerken drückt, zeigt sich auch bei Konjunkturindikatoren wie dem Auftragsvorlauf oder der Zahl der offenen Stellen ein leichter Rückgang. ZVEH-Hauptgeschäftsführer Alexander Neuhäuser warnt jedoch davor, die konjunkturelle Situation jetzt schlecht zu reden: „Wir sehen zwar leichte Eintrübungen, jedoch keine echten Umsatzeinbrüche. Deshalb sollten wir die Situation weiter beobachten, sie aber nicht schlechtreden. Aktuell zeigen sich die E-Handwerke – gemessen an den Rahmenbedingungen im Neubaubereich – aufgrund ihrer starken Diversifizierung eher robust.“

Altbausanierung kompensiert schwächelnden Neubau-Bereich

Diese Resilienz könnte auch darauf zurückzuführen sein, dass es den E-Handwerken scheinbar gelungen ist, den lahmenden Neubau-Bereich durch geschicktes Umsteuern auf Sanierungsvorhaben in Altbauten zu kompensieren. Diesen Rückschluss lässt zumindest ein Blick auf die Verteilung der Umsatzanteile nach Geschäftssegmenten zu. Nachdem der ZVEH bei der aktuellen Herbstkonjunkturumfrage die Bereiche „Neubau“ und „Altbausanierung“ erstmals getrennt auswies, zeigt sich, dass Altbausanierungen mit 18,5 Prozent gegenüber dem Neubau-Bereich (12,9 Prozent) den größeren Teil am Umsatz ausmachen. Erstaunlich: Nimmt man Neubau-Vorhaben und Altbausanierungen zusammen, ist der Umsatzanteil mit 31,4 Prozent gegenüber dem Frühjahr 2023 sogar gestiegen (30,9 %).

Geschäftsklimaindex mit 80 Punkten weiter hoch

Entsprechend stabil bleibt der Geschäftsklimaindex, der in der aktuellen ZVEH-Umfrage mit 80 Punkten (Frühjahr 2023: 83,6 Punkte) immer noch einen sehr hohen Wert erreicht. Auch empfinden weiterhin 66,4 Prozent der befragten Betriebe die gegenwärtige Geschäftslage als gut – das sind zwar 4,6 Prozentpunkte weniger als im Frühjahr 2023 (71 Prozent), aber noch immer 1,9 Prozentpunkte mehr als bei der Befragung im Herbst 2022.

Verhaltener, was die Zukunft betrifft

Deutlich verhaltener nimmt sich die Bewertung der zukünftigen Geschäftslage aus. Hier gehen nur noch 17 Prozent der Betriebe von einer Verbesserung der Situation aus. Im Frühjahr waren es noch 22,7 Prozent. Eine Verschlechterung erwarten indes 23,8 Prozent – gegenüber 13,8 Prozent im Frühjahr dieses Jahres. Grund hierfür könnte – neben dem psychologischen Effekt, den die breit berichtete Krise am Bau beziehungsweise auch die Verschlechterung der gesamtgesellschaftlichen Stimmung hat – sein, dass die in den E-Handwerken traditionell sehr hohen Auftragsbestände erstmals seit langem leicht abgeschmolzen sind.

Auftragspolster schmelzen ab; Zahl der offenen Stellen steigt

So können aktuell noch 53,3 Prozent der Umfrage-Teilnehmer auf Auftragspolster von mehr als zwei Monaten verweisen. Im Frühjahr waren es noch 59,3 Prozent. Gleichzeitig aber verfügt noch immer mehr als ein Viertel der Betriebe (26 Prozent) über Auftragspolster von mehr als vier Monaten. Ein Indiz für die leichte Eintrübung ist auch die Zahl der offenen Stellen. So sank die Zahl der Betriebe mit offenen Stellen von 66,4 Prozent im Frühjahr 2023 nun auf 59,9 Prozent. Zwar gibt es im Frühjahr aufgrund der Ausbildungszyklen in der Regel mehr offene Stellen als im Herbst. Allerdings lag der Wert der offenen Stellen im Herbst 2022 ebenfalls über dem jetzigen Wert.

Ungebrochen optimistisch zeigen sich die Betriebe indes, wenn es um die Beschäftigungsentwicklung in den nächsten sechs Monaten geht. So gehen 25,8 Prozent ungeachtet der zunehmenden Fachkräftelücke von einer Steigerung der Beschäftigtenzahl und nur 11,4 Prozent von einer Senkung aus. Im Frühjahr hatten sogar noch 35,9 Prozent eine Steigerung erwartet.

Private Auftraggeber als größte Gruppe

Betrachtet man die Umsätze nach Auftraggebern, so zeigen sich hier geringfügige Verschiebungen. Mit 39 Prozent machen private Auftraggeber die größte Gruppe aus, gefolgt von der gewerblichen Wirtschaft mit 35,2 Prozent (öffentliche Auftraggeber: 13,5 Prozent; Wohnungsbaugesellschaften: 11,7 Prozent). Während der Anteil der Privatkunden in den vergangenen sechs Monaten leicht stieg (Frühjahr 2023: 37,5 Prozent), ging er im Bereich der gewerblichen Wirtschaft geringfügig zurück (Frühjahr 2023: 38,0 Prozent). Ausschlaggebend für diesen Rückgang könnten die hohen Zinsen sein, die bei gewerblichen Auftraggebern stärker durchschlagen. Dass Privatkunden aktuell weiter investieren, insbesondere im Bereich der Zukunftstechnologien, beweist der PV-Boom. Hier gehören Besitzer von Einfamilienhäusern klar zu den Treibern.

Während die Umsatzanteile in den Bereichen Gefahrenmeldesysteme, Beleuchtungstechnik oder IT-Serviceleistungen gegenüber dem Frühjahr 2023 leicht gesunken sind, zeigt ein Blick auf die Zukunftstechnologien: Photovoltaik, Speicher und Wärmepumpen sind wahre Umsatz-Treiber. Das gilt insbesondere für die Photovoltaik. Eine kurzzeitige Sättigung ist lediglich im Bereich der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität zu beobachten. Diese ist insbesondere mit den vielen Förderprogrammen der vergangenen Jahre zu erklären. Zur Entwicklung im Bereich „Zukunftstechnologien“ erfolgt in KW 42 eine gesonderte Pressemitteilung.

„Was wir aktuell sehen, ist, dass die sehr durchwachsene gesamtgesellschaftliche Stimmung auch auf die E-Handwerke durchschlägt“, so ZVEH-Hauptgeschäftsführer Alexander Neuhäuser: „Langfristig betrachtet gilt: Unsere Zukunft ist elektrisch! Unsere Betriebe tun daher gut daran, sich noch stärker in Wachstumsmärkten wie Photovoltaik, Speichertechnologien, Energiemanagementsysteme und Wärmepumpen zu engagieren. Denn hier wird es auf absehbare Zeit viel zu tun geben.“

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