Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem tiefgreifenden Strukturwandel, der durch Dekarbonisierung, Digitalisierung, demografische Veränderungen und geopolitische Umbrüche geprägt ist. Im laufenden Jahr wird das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt nur um 0,1 Prozent zunehmen. In den kommenden beiden Jahren beschleunigt sich der Anstieg auf 0,8 bzw. 1,1 Prozent.
Deutschland: Strukturwandel bremst Industrie und Produktionspotenzial
Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem tiefgreifenden Strukturwandel, der durch Dekarbonisierung, Digitalisierung, demografische Veränderungen und geopolitische Umbrüche geprägt ist. Im internationalen Vergleich gelingt es ihr nur langsam und kostspielig, sich durch Innovationen und neue Geschäftsmodelle anzupassen. Deutschland spürt den Strukturwandel besonders intensiv, da das vorwiegend betroffene Verarbeitende Gewerbe eine große gesamtwirtschaftliche Bedeutung hat und der demografische Wandel besonders ausgeprägt ist.
Zusätzlich werden Produktionsprozesse im Allgemeinen und Gründungsprozesse im Besonderen hierzulande strukturell durch bürokratische und infrastrukturelle Hürden behindert. Aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive schlägt sich der Strukturwandel sowohl in einer Verlangsamung der Potenzialwachstumsrate in den kommenden Jahren als auch in einer Abwärtsrevision des Produktionspotenzials für die vergangenen Jahre nieder. Dadurch haben sich die Erholungsspielräume deutlich reduziert.
Die bisherigen wirtschaftspolitischen Weichenstellungen werden der deutschen Wirtschaft voraussichtlich nur einen kurzfristigen konjunkturellen Schub, aber keine Impulse für ein höheres Produktionspotenzial oder eine Beschleunigung des Potenzialwachstums verleihen. Zusätzlich belasten die Anhebungen der US-Importzölle die deutsche Exportwirtschaft. Schließlich wird angenommen, dass sich der Strukturwandel im Prognosezeitraum fortsetzen wird.
Im laufenden Jahr wird das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt nur um 0,1 Prozent zunehmen. In den kommenden beiden Jahren beschleunigt sich der Anstieg auf 0,8 bzw. 1,1 Prozent. Gegenüber der ifo Konjunkturprognose vom Herbst 2025 wurden die Wachstumsraten für das laufende Jahr um 0,1 Prozentpunkte und für die kommenden beiden Jahre um jeweils 0,5 Prozentpunkte gesenkt. Zu dieser Revision hat maßgeblich eine Neueinschätzung des Produktionspotenzials beigetragen.

Weltwirtschaft: Zölle belasten den Welthandel
Die Weltwirtschaft steht auch im Winter 2025 im Zeichen der Zollpolitik der USA. Die Konturen des neuen handelspolitischen Regimes werden nach und nach klarer, sodass die Unsicherheit abnimmt. Die Wirkungen der Zölle werden aber auch in den kommenden Monaten spürbar sein und das Wachstum der Weltwirtshaft dämpfen.
Insgesamt dürfte die Weltwirtschaft in den Jahren 2025 bis 2027 um jeweils 2,5 Prozent wachsen. Der Welthandel dürfte aufgrund der Vorzieheffekte der Zölle im Jahr 2025 noch kräftig zulegen, bevor er im Jahresdurchschnitt 2026 leicht sinkt. Im Jahr 2027 wird der Welthandel wieder expandieren, wenngleich etwas schwächer als die gesamtwirtschaftliche Produktion der Welt.
In den USA dürfte zumindest ein Teil der höheren Zölle nach und nach auf die Verbraucherpreise überwälzt werden und sich die Preiseffekte entlang der Wertschöpfungsketten fortpflanzen. Der Boom im Bereich der künstlichen Intelligenz wird wohl noch länger anhalten.
In China dürften die die außen- und binnenwirtschaftlichen Ungleichgewichte im Prognosezeitraum bestehen bleiben. Trotz der Maßnahmen der öffentlichen Hand, Preisrückgänge aufgrund des starken Wettbewerbs in der Industrie zu unterbinden, wird die Immobilienkrise noch länger auf der Volkswirtschaft lasten und den privaten Konsum sowie die Bauinvestitionen dämpfen.
Im Euroraum wird sich das Wirtschaftswachstum im Prognosezeitraum voraussichtlich nicht weiter beschleunigen. Zwar stützen steigende Realeinkommen den privaten Konsum, und die günstigeren Finanzierungsbedingungen sowie eine sinkende Unsicherheit sollten allmählich die Investitionen beleben. Aber die Zölle der USA, der verstärkte Wettbewerb mit China und der starke Euro dämpfen die Aussichten für die Exportwirtschaft.
Risiken
Abwärtsrisiken für die Prognose gehen von den zahlreichen geopolitischen Konflikten aus. Eine weitere Prognoseunsicherheit ergibt sich aus der veränderten globalen Produktions- und Nachfragestruktur, insbesondere durch die neue Rolle Chinas innerhalb der Weltwirtschaft. Auch von der Zollpolitik der USA gehen weiterhin Risiken aus.
Die Prognose könnte auch besser ausfallen, wenn die deutsche Bundesregierung potenzialstärkende Reformen umsetzt. Maßnahmen, die das Arbeitsangebot über zusätzliche Anreize zur Ausweitung der Arbeitszeit oder der Teilhabe am Arbeitsmarkt stärken bzw. die Produktivität über eine durchgreifende Digitalisierung und Vereinfachung des Staatswesens steigern, könnten weitere Impulse bringen. Diese würden nicht nur die Konjunktur kurzfristig stimulieren, sondern auch das Produktionspotenzial langfristig heben.








