Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung, sagt mit Blick auf den am Montag vorgelegten Energiewende-Monitoringbericht der Bundesregierung:
„Der Monitoring-Bericht setzt richtige Impulse. Wichtiger sind aber die politischen Schlüsse, die wir daraus ziehen. Die Energiewende ist und bleibt eine Kraftanstrengung, aber wir haben zuletzt endlich an Tempo gewonnen. Es wäre völlig falsch, wenn der weitere Prozess nun durch missverständliche Signale wieder ausgebremst wird. Entscheidend sind wettbewerbsfähige Strompreise, stabile Rahmenbedingungen und eine smarte, effiziente Ausgestaltung im weiteren Verlauf.
Es ist richtig, die Gesamtkosten des Systems in den Fokus zu nehmen. Gleichwohl dürfen wir nicht langsamer werden. Wir brauchen vor allem den weiteren Netzausbau. Aktuell warten etwa viele Batteriespeicher darauf, in Betrieb gehen zu können – das bremst die Integration der Erneuerbaren und den Ausbau der Infrastruktur, beispielsweise bei Rechenzentren.
Wir können eine Synchronisierung von Erneuerbaren, Netzen und dezentraler Flexibilität durch ein optimiertes Gesamtsystem erreichen, ohne dabei Ausbaupfade einzuschränken. Essenziell dafür sind flexible Netzanschlussverträge, eine bessere Kopplung von Erneuerbaren und Speichern sowie eine Anpassung der Netzentgelte.
Die Elektro- und Digitalindustrie steht mit den nötigen Innovationen und Lösungen bereit. Wir müssen insbesondere beim Smart-Meter-Rollout schnell vorankommen, um die enormen Potenziale von Speichern und dezentraler Flexibilität zu heben und so die Gesamtsystemkosten zu senken.
Ein weiterer strategischer Erfolgsfaktor bleibt die Technologieoffenheit: Batteriespeicher und Nachfrageflexibilität müssen gleichwertig in die Gleichung einbezogen werden und konsequent zum Einsatz kommen. Nur auf Gaskraftwerke als Reservekapazitäten zu setzen, ist zu einseitig – und mit gleich 20 GW an neuen Projekten drohen hier teuer erkaufte Überkapazitäten.“
Hintergrund
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) hat das lang erwartete Energiewendemonitoring vorgelegt. Zwar werde der Stromverbrauch nach Einschätzung der Gutachter in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich vorübergehend langsamer wachsen als ursprünglich angenommen. Die Gutachter leiten daraus jedoch nicht die Empfehlung ab, den Ausbau der Solarenergie zu bremsen. Ankündigungen von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche, die Förderung neuer Solardächer streichen zu wollen, würden hingegen im Falle einer Umsetzung nach Einschätzung des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar) unweigerlich darauf hinauslaufen. So würde sich bei Wegfall der EEG-Förderung nach einer Umfrage unter Solarinstallateuren nur noch 4 von 10 Eigenheimbesitzern für die Anschaffung einer Solarstromanlage entscheiden. Hintergrund sind deutlich längere Amortisationszeiten und höhere Kosten bei der Anlagenfinanzierung.