Einbaupflicht von Kartenlesegeräten bremst Elektromobilität?

Fahrer von E-Autos müssen an der Ladesäule künftig auch mit EC- und Kreditkarten bezahlen können. Der Bundesrat stimmte am Freitag mehrheitlich der von der Bundesregierung vorgeschlagenen Änderung der Ladesäulenverordnung zu. Neue Stromtankstellen müssen demnach von Juli 2023 an mit Lesegeräten für Kredit- und Girokarten ausgestattet sein. Die Verbände sprechen sich gegen diese Pflicht aus.

Das sagt der ZVEI:

„Kreditkarten-Terminals an Ladesäulen sind ein echter Anachronismus. Wir bauen eine Ladeinfrastruktur für 2030 und darüber hinaus – da müssen wir auch beim Bezahlen auf zukunftsweisende Lösungen setzen“, sagt Dr. Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung und kritisiert damit den heutigen Bundesratsbeschluss zur Ladesäulenverordnung. „Wir müssen aufpassen, dass wir die Ladeinfrastruktur nicht bis in die Unwirtschaftlichkeit kaputt regulieren.“

Die Bundesregierung hat das Ziel zehn Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen bis 2030. Davon ist man weit entfernt. Es fehlen vor allem immer noch Ladesäulen. Der ZVEI ist überzeugt, dass eine bessere Ladeinfrastruktur die Kaufbereitschaft bei E-Autos stärker anreizt als eine weitere Förderung für die Anschaffung der Fahrzeuge selbst. Der nun verpflichtende Einbau von Lesegeräten für Debit- und Kreditkarten in bzw. an allen Ladesäulen wird den Ausbau der Ladeinfrastruktur und damit die Elektromobilität an sich ausbremsen. Der ZVEI hatte sich in den vergangenen Monaten – auch im Schulterschluss mit anderen Verbänden – dagegen ausgesprochen.

Das sagt der BDEW:

„Unser Ziel und zentraler Leitgedanke muss es sein, die Elektromobilität in den nächsten Jahren voranzubringen. Eine Verpflichtung zum Einbau von Kartenlesegeräten in allen Ladesäulen ist hierfür kontraproduktiv. Klar ist, die Kosten für den Einbau und den Betrieb der veralteten Technologie werden auf den Ladepreis umgelegt und verteuern so den Ladestrom. Das kann nicht im Sinne der Verbraucher sein. Flexible und kostengünstige Lösungen sind nur digital möglich. Darüber hinaus wird das Ausbautempo ausgebremst, da die Geräte nicht ausreichend verfügbar sind. Schließlich stimmt eine solche Verpflichtung nicht mit dem aktuell in Brüssel diskutierten Entwurf für europaweite Vorgaben für Ladeinfrastruktur überein. Die sauberste Lösung wäre es daher, die europäische Diskussion abzuwarten, bevor man hier in Deutschland nationale Sonderwege festschreibt, deren Haltbarkeit absehbar begrenzt sein wird. Wichtig ist eine auf nationaler und auf europäischer Ebene einheitliche Lösung.

An jeder öffentlichen Ladesäule kann auch heute schon ohne Ladevertrag geladen und bezahlt werden. Niemand muss ein Abo abschließen, um an einer Ladesäule zu tanken – hier kommen digitale Bezahlsysteme zum Einsatz, wie wir sie vom Online-Shopping kennen. Eine Einbaupflicht für Kartenlesegeräte an allen Ladesäulen wäre völlig unverhältnismäßig.“ 

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