Hans Auracher ist Vizepräsident des Zentralverbands der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) und zuständig für das Ressort Kommunikation & Berufsbildung.

Die Suche nach einem Ausbildungsplatz ist aktuell schwieriger

Die Corona-Krise hat massive Auswirkungen auf alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Auch die gewohnten Ausbildungsabläufe werden beeinflusst. Wir fragten nach. Lesen Sie das Statement von Hans Auracher, Vizepräsident des Zentralverbands der Deutschen
Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) und zuständig
für das Ressort Kommunikation & Berufsbildung.

ElektroWirtschaft: Wie sieht aktuell die Situation bei Ihren Auszubildenden aus? Findet in Zeiten von Corona überhaupt noch Ausbildung statt?

Hans Auracher: In den letzten Wochen hat der überwiegende Teil der Betriebe die Ausbildung vor Ort fortgesetzt. Zwar haben viele Betriebe vorsorglich Kurzarbeit angezeigt, aber nur einige machen davon auch Gebrauch. Tatsächlich sind die Auszubildenden wegen des Ausfalls des Berufsschulunterrichts und der überbetrieblichen Ausbildung momentan sogar häufiger in den Betrieben. Auch zählt der Einsatz auf Baustellen und in Betriebsstätten von Kunden in den Elektrohandwerken ja zur praktischen Ausbildung, sodass größtenteils keine Unterbrechung der praktischen Ausbildung stattgefunden hat.

Was die Inhalte angeht, die in den Berufsschulen vermittelt werden: Durch die Schließung der Berufsschulen konnte den Auszubildenden ein Teil des Lernstoffs nicht vermittelt werden. Das muss natürlich in irgendeiner Form nachgeholt werden. Prüfungen hingegen finden zum größten Teil wie geplant oder mit einer Verschiebung von drei bis vier Wochen statt. Teilweise wurde auch entschieden, verschiebbare Prüfungen im Teil 1 auf den regulären Ausweichtermin im Herbst zu verlegen.

ElektroWirtschaft: Wie gelingt es, Ihre Auszubildenden in der Corona-Krise zu unterstützen?

Hans Auracher: Der theoretische Berufsschulunterricht und die ergänzenden praktischen Ausbildungseinheiten lassen sich nur in geringerem Umfang auf digitalem Weg vermitteln. Soweit dies möglich war, wurden die E-Zubis von ihren Betrieben freigestellt und teilweise auch mit digitalem Equipment versorgt, um an dem „Fernunterricht“ teilnehmen zu können.

ElektroWirtschaft: Welche Besonderheiten müssen Sie zurzeit beachten?

Hans Auracher: Wichtig ist aktuell, dass alle Mitarbeiter die Hygieneregeln beachten. Für Kolleginnen und Kollegen untereinander wie auch für alle, die auf Baustellen mit vielen Kollegen aus anderen Gewerken im Einsatz sind, gilt daher: Abstand einhalten und die gängigen Hygieneregeln beherzigen. Die Auszubildenden für dieses Thema zu sensibilisieren, ist ganz wichtig.

ElektroWirtschaft: Wie sieht es mit dem kommenden Ausbildungsjahr aus? Wird es weniger Angebote geben?

Hans Auracher: Im Frühjahr sind in der Regel viele Verträge für das Ausbildungsjahr bereits geschlossen. Wo noch Ausbildungsplätze ausgeschrieben oder besetzt werden müssen, reagieren einige Betriebe momentan sehr verhalten. Auch können sich aufgrund der wirtschaftlichen Situation eines Betriebs Änderungen hinsichtlich der Ausbildungsplätze ergeben.

Wer noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz ist, wird unter Umständen nicht so schnell fündig, wie es früher der Fall gewesen wäre. Grundsätzlich hängt aber sehr viel davon ab, wie schnell sich die Elektrohandwerke von den coronabedingten Einbrüchen erholen und wieder Licht am Ende des Tunnels sehen. Zwar verzeichneten auch die Elektrohandwerke einen Auftragsrückgang, dieser hielt sich aufgrund der Systemrelevanz jedoch in Grenzen. Verbessert sich die Auftragssituation schnell wieder, wächst, davon bin ich überzeugt, auch der Bedarf an Auszubildenden.

ElektroWirtschaft: Wie laufen Bewerbungsgespräche aktuell ab? Können digitale Möglichkeiten die persönliche Vorstellung ersetzen?

Hans Auracher: Ich gehe davon aus, dass viele Bewerbungsgespräche verschoben wurden, wenn eine persönliche Vorstellung des Kandidaten nicht möglich war. Es gibt aber auch Fälle, wo solche Gespräche fernmündlich oder mit Video-Unterstützung via Smartphone geführt wurden. Die letztendlich für die Vertragsunterzeichnung nötige persönliche Vorstellung ist meines Erachtens über digitale Medien jedoch nur schwer vorstellbar. Ab Beginn der Ausbildung ist eine persönliche Anwesenheit ohnehin unumgänglich.

Print Friendly, PDF & Email

Comments are closed.