Dringender Modernisierungsbedarf im Gebäudesektor

Die Energiewende bleibt eine der größten Aufgaben unserer Zeit – besonders für den Gebäudesektor. In Nichtwohngebäuden gewinnt dabei die Gebäudeautomation zunehmend an Bedeutung. Wer auf intelligente Steuerung setzt, kann Emissionen reduzieren, Betriebskosten senken und gleichzeitig den Wert seiner Immobilie erhöhen. Doch laut dem Forschungsprojekt ENOB:dataNWG müsse die Energieeffizienz von Gebäuden deutlich schneller und konsequenter verbessert werden, um Endenergieverbrauch und Treibhausgasemissionen wirksam zu senken und damit das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.

Gebäude zählen weltweit zu den größten Energieverbrauchern – sie stehen für rund 30 bis 40 Prozent des Energiebedarfs. Dennoch bleibt die deutsche Immobilienbranche deutlich hinter ihren Klimazielen zurück. Das ist nicht nur ein Rückschlag für die Energiewende, sondern auch ein finanzielles Risiko: Viele Bestandsimmobilien erfüllen die regulatorischen Vorgaben nicht und werden zu sogenannten Carbon Risk Assets, die im Asset Management zunehmend teuer werden.

Besonders im Segment der Nichtwohngebäude (NWG) ist der Sanierungsstau groß. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, müsste die jährliche Sanierungsquote laut dem Forschungsprojekt von aktuell rund 0,7 Prozent auf fast drei Prozent steigen. Die Forschungsdatenbank ENOB:dataNWG liefert detaillierte Primärdaten zum energetischen Zustand des deutschen Nichtwohngebäudebestands – und zeigt deutliche Defizite.

Die Zahlen aus 2024 sprechen eine klare Sprache: Mehr als ein Drittel der erfassten NWG sind Produktions-, Lager-, Werkstatt- oder Betriebsgebäude. Weitere rund zwölf Prozent entfallen auf Büro-, Verwaltungs- und Amtsgebäude sowie Bildungs- und Betreuungseinrichtungen. Besonders auffällig ist jedoch der hohe Altbaubestand: Rund 58 Prozent der Nichtwohngebäude wurden vor 1978 errichtet – also vor Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung. DataNWG kommt daher zu dem Schluss, dass die aktuelle Modernisierungsdynamik nicht ausreicht, um die sektoralen Klimaziele einzuhalten.

Zwar ist vielen bewusst, dass der CO2-Ausstoß immer stärker über den Wert einer Immobilie entscheidet, doch bei der praktischen Umsetzung der Dekarbonisierung herrscht weiterhin Zurückhaltung – sowohl in der Branche als auch in der Politik. Laut dem Forschungsprojekt reiche die derzeit feststellbare Modernisierungsdynamik an den Gebäudehüllen und bei den haustechnischen Anlagen der Nichtwohngebäude in Deutschland jedoch nicht aus, um die Klimaschutzziele der Bundesregierung im Gebäudesektor zu erreichen. Selbst ein vollständiger Umstieg auf erneuerbare Energien könnte in der Zukunft nicht mehr ausreichen, da das zulässige Emissionsbudget des Gebäudesektors bis dahin voraussichtlich überschritten wird. Dabei ist klar: Ohne massive Fortschritte im Gebäudesektor bleibt das 1,5-Grad-Ziel unerreichbar.

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