Rainer Reichhold – ZDH-Präsidiumsmitglied, Präsident des Dachverbands Handwerk BW und der Handwerkskammer Region Stuttgart sowie Geschäftsführer von Elektro Nürk – macht im Interview deutlich: Das Elektrohandwerk ist der Schlüssel zur Energiewende und Digitalisierung. Damit die Betriebe diese Rolle ausfüllen können, braucht es neben Fachkräften und Innovationen vor allem klare politische Rahmenbedingungen.
ElektroWirtschaft: Herr Reichhold, Sie sind seit Jahrzehnten im E-Handwerk aktiv. Wie hat sich die Branche aus Ihrer Sicht in den letzten zehn Jahren gewandelt?
Rainer Reichhold: Der Wandel im E-Handwerk vollzieht sich schleichend – in der Summe aber mit drastischen Folgen. Tag für Tag erleben wir Neuerungen. Vor zehn Jahren waren Ukraine-Krieg, Energiekrise oder Stromausfälle kein Thema. Heute müssen wir uns auf diese Herausforderungen einstellen und sie spiegeln die Erwartungen unserer Kunden wider. Ein Zukunftsthema ist beispielsweise der Elektrospeicher, befeuert durch die Energiewende und verschärft durch die geopolitische Lage. Viele Kunden möchten ihre Photovoltaikanlage mit einem Speicher kombinieren und erwarten eine inselstromfähige Lösung. Das ist ein echtes Wachstumsfeld. Hinzu kommt die Digitalisierung – von smarter Steuerung bis hin zu Künstlicher Intelligenz –, die damals noch eine kleinere Rolle spielte. Rückblickend zeigt sich: Es sind nicht nur kleine Anpassungen, sondern tiefgreifende Veränderungen, die unser Handwerk heute bestimmen.
ElektroWirtschaft: Welche zentralen Zukunftsthemen gibt es Ihrer Meinung nach für das E-Handwerk – technologisch, gesellschaftlich und politisch?
Rainer Reichhold: Zentrales Ziel ist eine CO2-neutrale Energieversorgung. Grundsätzlich steht die Gesellschaft dahinter, doch sobald es um das eigene Umfeld geht, entstehen Debatten. Das Handwerk – nicht nur das Elektrohandwerk – ist Partner der Energiewende. Strom ist schon heute der wichtigste Energieträger im Gebäude und wird es künftig noch stärker sein. Gleichzeitig braucht es die anderen Gewerke: Dämmung, Fenster, Isolierung. Als Kammerpräsident denke ich gewerkeübergreifend. Für das Elektrohandwerk gilt jedoch: Wir können den Wandel aktiv gestalten, stoßen aber an Grenzen, wenn gesetzliche Vorgaben nicht mit der Realität vereinbar sind. Ein Beispiel ist der Smart Meter-Rollout: politisch beschlossen, praktisch aber oft an fehlenden Bauteilen oder überlasteten Netzbetreibern gescheitert. Hier besteht Diskussionsbedarf.
Das gesamte Interview finden Sie in der neuen Ausgabe der ElektroWirtschaft: 10/2025.