Laut Studie rechnen nur 37 Prozent der DACH-Unternehmen mit der Erreichung ihrer Dekarbonisierungsziele bis 2030

Siemens Smart Infrastructure hat unter dem Titel „Siemens Infrastructure Transition Monitor 2023: The Great Divide on The Path to Net Zero“ einen Report veröffentlicht, der wichtige Einblicke in die Debatte über den Infrastrukturwandel gewährt. Der Bericht zeigt auf, dass Einigkeit zwischen Bürgern, Unternehmen und Behörden besteht, dass das Energiesystem für eine ressourceneffiziente und dekarbonisierte Welt reformiert werden muss (46 Prozent DACH-Region). Während mehr als die Hälfte der Befragten glaubt, dass sich der Infrastrukturwandel in der DACH-Region beschleunigt und ihr Land eine effektive Dekarbonisierungsstrategie hat (64 Prozent), meinen nur 37 Prozent der befragten Führungskräfte in Deutschland, Österreich und in der Schweiz, dass die Klimaziele für 2030 erreicht werden. Global betrachtet liegt dieser Umfragewert deutlich höher bei 44 Prozent. Damit einhergehend sehen in der DACH-Region nur 28 Prozent den Prozess des Wandels als agil an. Im globalen Vergleich ist die DACH-Region mit 62 Prozent jedoch optimistischer, dass die Klimaziele für dieses Jahr erreicht werden (global 40 Prozent).

Matthias Rebellius, Mitglied des Vorstands der Siemens AG und CEO von Smart Infrastructure, sagt: „Der Infrastrukturwandel beschleunigt sich und setzt Systeme weltweit unter Druck – von Energie über Mobilität bis hin zu Gebäuden. Die Weiterentwicklung der globalen Infrastrukturen ist von größter Bedeutung, um Fortschritte in den Bereichen Dekarbonisierung, Ressourceneffizienz und soziales Wohlbefinden zu ermöglichen. Technologie und Digitalisierung sind maßgeblich, um diesen Wandel intelligent und nachhaltig zu vollziehen. Bei Siemens Smart Infrastructure haben wir bereits erste Schritte unternommen und innovative Produkte, Systeme, Lösungen und Services entwickelt, um die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der Urbanisierung und des Klimawandels zu unterstützen.“

Ziel der Studie war es, den aktuellen Stand des Infrastrukturwandels zu erheben, darunter auch die Entwicklungen bei den Systemen, Services, Gebäuden und Strukturen, die für das effektive Funktionieren von Industrien, Städten und Ländern erforderlich sind. Die Daten wurden in einer weltweiten Umfrage unter 1.400 Führungskräften aus 22 Ländern sowie im Rahmen von ausführlichen Interviews mit Managern und Experten erhoben. Die Zahlen und Aussagen hier fokussieren sich auf die DACH-Region mit 100 befragten Personen.

Der Studie liegt die Überzeugung zugrunde, dass der Infrastrukturwandel nicht nur zur Dekarbonisierung führen muss, sondern auch darüber hinausgehende positive Auswirkungen haben sollte. Zudem geht der Report davon aus, dass eine bessere Integration der Infrastrukturen unabdingbar ist, um Veränderungen zu bewirken. Schließlich müssen dringend und mit Hochdruck Maßnahmen ergriffen werden, um katastrophale Folgen – global wie lokal – abzuwenden.

Der Wandel vollzieht sich auf regionaler (Länder-) Ebene langfristig nicht schnell und agil genug

Trotz der Beschleunigung des Infrastrukturwandels sind größere Fortschritte auf regionaler (Länder-) Ebene erforderlich, um den CO2-Ausstoß rasch genug zu reduzieren. Der Energiesektor hat dabei besondere Priorität, da fast drei Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen aus der Produktion, der Nutzung und dem Transport von Energie stammen. Laut McKinsey2 würde die Dekarbonisierung der weltweiten Energiesysteme rund 275 Billionen USD erfordern, um tiefgreifende Veränderungen bei Stromerzeugung, -verteilung und -nutzung zu bewirken.
Dabei wird den Regulierungsbehörden in der DACH-Region die größte Verantwortung zugeschrieben (30 Prozent der Befragten), gefolgt von den eigentlichen Eigentümern der Sachwerte, den Investoren/Aktionären (24 Prozent). Unternehmen und Bürger (jeweils mit 15 Prozent) und Politiker (14 Prozent) haben laut den Befragten ebenfalls eine gewisse Verantwortung, die aber deutlich geringer ist.

Dekarbonisierung ist ein Wettbewerbsvorteil für Städte

Bei der Bekämpfung des Klimawandels spielen Städte eine wichtige Rolle. Laut Umfrage glaubt über die Hälfte der Befragten (61 Prozent), dass ein Vorsprung bei der Dekarbonisierung ein Wettbewerbsvorteil für eine Stadt ist. Die Dekarbonisierung der Mobilität, einschließlich der öffentlichen Verkehrsnetze und der Nutz- und Privatfahrzeuge, hat hohe Priorität, wenn es um die Emissionsminderung geht. 55 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass ihre Städte Fortschritte bei der Förderung der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel gemacht haben. Der Studie zufolge glauben 57 Prozent auch, dass die Digitalisierung dabei helfen wird, dass das öffentliche Verkehrsnetz weniger fragmentiert ist. Im Hinblick auf eine umsetzbare Mobilitätspolitik sind 50 Prozent der Führungskräfte der Meinung, dass Elektroautos durch Subventionen oder Steuergutschriften kostengünstiger gemacht werden sollten als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Das größte Hindernis für die breite Einführung von Elektrofahrzeugen ist derzeit die mangelnde Ladeinfrastruktur.

62 Prozent der Unternehmen erwarten, dass sie in diesem Jahr ihre Dekarbonisierungsziele erreichen

Unternehmen stehen unter Druck, ihre Geschäftsmodelle, Anlagen und Infrastrukturen zu dekarbonisieren. Laut Bericht verfolgen etwas mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Unternehmen bereits Ziele für Scope 1- und Scope 2-Emissionen, für Scope 3 jedoch nur noch 37 Prozent. 62 Prozent der Befragten halten es für wahrscheinlich, dass sie ihre Ziele für das kommende Jahr erreichen werden, aber nur 37 Prozent gehen davon aus, dass die Ziele bis 2030 erreicht werden. Der Bericht deutet darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Vertrauen in das Wirtschaftswachstum und der Erreichung der Dekarbonisierungsziele gibt.

Energiekosten und -verbrauch senken

Ein weiterer wichtiger Bereich für Unternehmen ist das Thema Energie. Über die Hälfte der Befragten (51 Prozent) gaben an, dass es von zentraler Relevanz ist, dass Energie bezahlbar ist. 58 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Anlagen und Gebäude sich in der Energieeffizienz verbessert haben. Wenn es aber um die Elektrifizierung und/oder Dekarbonisierung geht, stufen nur 34 Prozent bei den Anlagen und bei der Heizung und Kühlung von Gebäuden 38 Prozent der Befragten ihr Unternehmen als „ausgereift“ oder „fortgeschritten“ ein. Es besteht jedoch die Hoffnung, dass Unternehmen innovative Lösungen nutzen können, um die Leistung und Nachhaltigkeit ihrer Gebäude ohne umfangreiche Neubauten zu verbessern, aber dieser Prozess muss rascher vorangehen.

Technologie und Digitalisierung zur Beschleunigung des Infrastrukturwandels

Laut Bericht sind Technologie und Digitalisierung die wichtigsten Hebel für einen erfolgreichen Infrastrukturwandel. Dies dürfte in den nächsten drei Jahren die größten Auswirkungen auf Dekarbonisierung, Ressourceneffizienz und Wohlbefinden haben. Zu den Schlüsseltechnologien, die sehr positive Auswirkungen haben, sehen die Befragten der DACH-Region besonders Technologien für die Speicherung von Energie (48 Prozent, im Sinne der Dekarbonisierung), KI-gestützte Prognosen und Automation (49 Prozent, für die Ressourceneffizienz) sowie Fernerkundung (Remote Sensing), Geospatial und Monitoring für Informationen, (46 Prozent, die dem sozialen Wohlbefinden dienen). Mehr als die Hälfte der Befragten sind der Meinung, dass die Digitalisierung sehr großes Potenzial hat, um Fortschritte bei der Energieeffizienz (53 Prozent), der Produktivität (58 Prozent) und der Dekarbonisierung (59 Prozent) in ihrem Unternehmen zu unterstützen.

Matthias Rebellius fasste zusammen: „Insgesamt bestätigt der Report, dass Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Regierungen zwar nicht immer einer Meinung sind, was die wichtigsten Anforderungen und Ziele des Infrastrukturwandels betrifft, dass aber jetzt gehandelt werden muss, um die Auswirkungen des Klimawandels abzufedern. Zusammenarbeit und Digitalisierung in den Bereichen Energie, Mobilität und Gebäude werden entscheidend sein, um den Weg zu einer dekarbonisierten Welt zu ebnen.”

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