Elektromobilität: Traditionshersteller werden zu Treibern der Transformation

Auch wenn die Automobilindustrie noch mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen hat: Der Siegeszug neuer Technologien ist nicht mehr aufzuhalten. Zu diesem Ergebnis kommt die neue „Automotive Disruption Radar (ADR)“-Studie von Roland Berger. Sie erscheint halbjährlich und untersucht 26 Automobilindikatoren in 23 Ländern. Die aktuelle zehnte Ausgabe der Studie zeigt die großen Fortschritte seit Erscheinen der ersten Analyse Anfang 2017. So stieg der Anteil der Elektroautos und Plug-in-Hybride am weltweiten Neuwagenverkauf seitdem von 1,5 auf 6,9 Prozent. Die Zahl der Ladestationen pro 100 Kilometern verfünffachte sich. Und während bei vielen großen Herstellern bis 2030 jedes zweite neue Fahrzeug einen Elektro-Antrieb haben soll, wünschen sich vier von zehn Befragten bis dahin einen vollständigen Verkaufsstopp für Verbrenner.

„Der Durchbruch der Elektromobilität hat sich schon im vergangenen Jahr abgezeichnet. Wie die neuesten Ergebnisse zeigen, hat die Entwicklung jetzt noch einmal deutlich an Dynamik zugelegt“, so Wolfgang Bernhart, Partner bei Roland Berger. „Der Siegeszug disruptiver mobiler Technologien wie Elektrifizierung und autonomes Fahren ist trotz Corona nicht mehr aufzuhalten.“

Getrieben wird der Wandel nicht nur durch neue, rein elektrisch orientierte Fahrzeughersteller und den Druck, die durch die Flotten verursachten Treibhausgasemissionen zu senken. Einige Traditionshersteller haben sich zwischenzeitlich selbst an die Spitze der Bewegung gesetzt. Bis zum Jahr 2050 wollen einige Automobilunternehmen vollständige Klimaneutralität erreicht haben. Ihre Strategien stehen im Einklang mit den Wünschen der Kundschaft: Weltweit können sich inzwischen sechs von zehn Verbrauchern den Kauf eines Elektro-Autos vorstellen, vier von zehn wollen, dass ab 2030 überhaupt keine Verbrenner mehr im Angebot sind.

Stärkste Marktdurchdringung von E-Autos in Skandinavien
Wie schon häufig in den vergangenen Jahren erreichten die Niederlande in der aktuellen Ausgabe des Automotive Disruption Radars den ersten Platz, gefolgt von China, Schweden und Singapur. Unter den fünf neu untersuchten Ländern (Norwegen, Israel, Brasilien, Thailand und Indonesien) schnitt Norwegen am besten ab und landete direkt nach Singapur auf Platz fünf. Das Land verzeichnet beim Fahrzeugabsatz einen Elektro- und Plug-in-Hybrid-Anteil von 79 Prozent. Zum Vergleich: Beim zweitplatzierten Schweden liegt er bei 39, in Deutschland bei 19 Prozent. In Thailand entstehen derzeit große Kapazitäten zur Herstellung von Elektro- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen, Indonesien setzt dank eigener Rohstoffvorkommen auf eine eigene Batteriezellfertigung.

Große Fortschritte gibt es auch im Bereich der Ladeinfrastruktur. Mit 75,2 Ladepunkten pro 100 Kilometer ist Südkorea unangefochtener Spitzenreiter. Die Niederlande folgen mit weitem Abstand von 21,9 Ladestationen. Weltweit hat sich die Zahl der Ladepunkte seit der Erstausgabe des Radars von 0,5 auf 2,8 mehr als verfünffacht.

Chinas E-Auto-Markt: Kaum Chancen für ausländische Anbieter
Vom Ausland weitgehend unbemerkt verläuft die Marktdurchdringung mit Elektro-Autos in China. Eine wichtige Rolle dürfte dabei neben der Möglichkeit, den Wagen nach eigenen Vorstellungen zu gestalten, der Preis spielen: Kleinere Modelle sind bereits ab ca. 4.200 US-Dollar erhältlich. Fast alle der zehn im ersten Halbjahr 2021 meistverkauften Elektro-Modelle stammen von chinesischen Herstellern.

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