Digitale Rekrutierung von Fachkräften in Europa noch am Anfang

Das Handy als Bewerbungs- und Rekrutierungskanal nutzen in Europa gerade einmal ein Fünftel der Unternehmen. Sie liegen im weltweiten Vergleich damit deutlich zurück. In Nordamerika (34 Prozent) und Asien (33 Prozent) nutzen bereits mehr als ein Drittel der Unternehmen Mobiltelefone als gleichwertiges Medium zur Rekrutierung von Fach- und Führungskräften, in Südamerika macht dies jedes vierte Unternehmen. Auch in anderen Bereichen hat die Digitalisierung in den Personalabteilungen in Europa bisher nur partiell Einzug gehalten. Das ist das Ergebnis einer globalen Befragung von 1.100 Unternehmen durch Korn Ferry Futurestep, einem Unternehmen für Rekrutierung und Recruitment-Process-Outsourcing (RPO).

Bewerberplattformen überzeugen zu selten

„Geld überweisen, Hotels buchen, Konzerttickets kaufen – all das geht heute problemlos und genauso einfach wie am Computer mit dem Mobiltelefon“, sagt Jan Müller, verantwortlich für das Geschäft von Korn Ferry Futurestep in EMEA. „Wir beobachten, dass die meisten Unternehmen ihre Internet-Seiten in mobile Formate gebracht haben, teils dort auch ihre Vakanzen aufzeigen. Will sich ein Kandidat dann aber auf eine dieser Vakanzen bewerben, wird die Nutzeroberfläche in den meisten Fällen verlassen. Und er findet sich auf einer nicht für das Smartphone programmierten, wenig intuitiven Bewerberplattform wieder, die eigentlich einmal für den Computerbildschirm entworfen worden ist. So verlieren Unternehmen gerade junge Potenzialträger, die heute vielfach ihre Bewerbungsentscheidung danach ausrichten, welche digitale Kompetenz ein potenzieller Arbeitgeber bereits im Erstkontakt vermittelt.“

IT-System für Kontaktmanagement selten Standard

Auch die Nutzung eines IT-gestützten Systems zur Nachverfolgung und zum Kontaktmanagement mit ihren Bewerbern ist in europäischen Unternehmen noch nicht weit verbreitet. Nur knapp die Hälfte der Unternehmen in Europa (49 Prozent) verfügt über ein so genanntes ‚Applicant Tracking System’ (APS). In Nordamerika ist dies bei 77 Prozent der Unternehmen Standard, in Asien nutzen es 46 Prozent der Unternehmen, in Lateinamerika erst 30 Prozent. „Ein APS ist das Pendant zum CRM, dem Customer Relationship System, mit dem heute so gut wie alle Firmen ihre Kundenbeziehungen managen“, sagt Jan Müller. „In einer Zeit, in der Humankapital, insbesondere in spezifischer Berufsgruppen wie technisch-versierter Vertriebsspezialisten, Ingenieure und IT-Fachkräfte, immer wertvoller wird, kommt den Management der Bewerberbeziehungen eine besondere Bedeutung zu." Obwohl erst die Hälfte befragten Unternehmen in Europa ein solches System implementiert habe, sei ein deutlicher Trend zur Einführung einer solcher Software zu erkennen. In vielen Fällen laufe heute schon die Implementierung oder werde zumindest vorbereitet.

Online-Assessments und Video-Interviews verbreiteter

Kaum Erfahrung haben europäische Unternehmen bisher mit der automatisierten IT-gestützten Überprüfung der Referenzen ihrer Bewerber. Nur acht Prozent nutzen eine solche Software, um einen ersten Eindruck über die Belastbarkeit der Empfehlungsgeber der Kandidaten zu bekommen. Weitere Kennzahlen zum Einsatz von digitalen Werkzeugen im Talent Management europäischer Unternehmen: 46 Prozent nutzen Online-Assessments, 45 Prozent Video-Interviews, 40 Prozent bespielen bewusst Job-Aggregatoren und –Suchmaschinen abseits der bekannten Jobportale, 30 Prozent pflegen Talent Communities und 21 Prozent nutzen analytische Werkzeuge und Dashboards in der Rekrutierung.
Quelle: Korn Ferry

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