Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Mai 2021

Die wirtschaftliche Lage präsentiert sich im Mai zweigeteilt: Während die Dienstleistungsbereiche nach wie vor durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie eingeschränkt sind, zeigt sich die Industriekonjunktur vergleichsweise robust. Der industrielle Ausstoß ist im ersten Quartal zwar leicht gesunken, aber die Gründe hierfür sind nicht in einer mangelnden Nachfrage zu sehen, sondern beruhen auf Lieferengpässen von Halbleiterprodukten, die vor allem die Produktion in der Automobilindustrie beeinträchtigten. So stehen dem Rückgang bei der Produktion eine positive Entwicklung bei den Auftragseingängen und sehr zuversichtliche Exporterwartungen gegenüber. Die Stimmung in den Unternehmen ist so gut wie lange nicht mehr. Die wirtschaftliche Aktivität in vielen Dienstleistungsbereichen bleibt derweil von den Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung geprägt. Das GfK Konsumklima hat sich im April aufgrund der anhaltenden Lockdownbestimmungen verschlechtert und verbleibt auf niedrigem Niveau. Allerdings stimmen die neuesten Zahlen zum Impffortschritt zuversichtlich und machen Hoffnung für die von den Beschränkungen betroffenen Bereiche. Die weitere Entwicklung der Wirtschaft hängt nun maßgeblich davon ab, wie nachhaltig das Infektionsgeschehen kontrolliert werden kann und wie schnell damit weitere Lockerungen möglich werden.

Im Rückblick hat die konjunkturelle Erholung im Schlussquartal 2020 durch eine zweite Pandemiewelle und den daraufhin vorgenommenen Maßnahmen zur Eindämmung deutlich an Schwung verloren. Dennoch wird für das Gesamtjahr 2021 ein Aufschwung erwartet, auch wenn die dritte Welle der Pandemie für ein schwaches erstes Quartal 2021 gesorgt hat (-1,7 Prozent laut Schnellmeldung des Statistischen Bundesamts). Umso stärker können jedoch die Wachstumsimpulse sein, wenn die Beschränkungen aufgehoben werden und alle Bürgerinnen und Bürger ein Impfangebot bekommen haben. Dann dürfte auch der zuletzt schwächelnde private Konsum wieder anziehen, der besonders stark auf soziale Kontakte angewiesen ist. Gleichzeitig zeigt sich der deutsche Außenhandel und die damit eng verbundene Industriekonjunktur robust. Auch der Arbeitsmarkt konnte trotz der Belastungen durch die Pandemie eine Frühjahrsbelebung verzeichnen. Die Anzeigen für Kurzarbeit am aktuellen Rand deuten darauf hin, dass der Höhepunkt überschritten sein könnte und von nun an mit rückläufigen Zahlen zu rechnen ist.

Positiver Ausblick auf die Weltkonjunktur

Die Weltkonjunktur bleibt auf Erholungskurs, auch wenn sie nach wie vor im Schatten der Pandemie steht. Die globale Industrieproduktion ging im Februar leicht um 0,3 Prozent zurück, nachdem allerdings in den neun Monaten zuvor Zuwächse zu verzeichnen gewesen waren. Der weltweite industrielle Ausstoß übertraf sein Vorkrisenniveau damit weiterhin merklich. Der Welthandel indes legte im Februar weiter leicht zu (+0,3 Prozent) und lag ebenfalls spürbar über seinem Vorkrisenniveau. Die Stimmungsindikatoren deuten auf eine weitere Erholung der Weltwirtschaft hin. Der zusammengesetzte Einkaufsmanagerindex von J. P. Morgan/IHS Markit verbesserte sich im April erneut und notierte mit 56,3 Punkte (März: 54,8 Punkte) klar oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Ein Grund für die Zuversicht dürften die fortschreitenden weltweiten Impfkampagnen sein. Die Stimmung bei den Dienstleistern verbesserte sich deutlich und war erstmals wieder besser als in der Industrie. Dass die Stimmung in den Industrieunternehmen weniger stark zunahm, ist im Zusammenhang mit den weltweiten Engpässen bei Vorprodukten wie zum Beispiel Computerchips und Holz zu sehen.

Exporte nähern sich allmählich ihrem Vorkrisenniveau an

Der deutsche Außenhandel nahm weiter spürbar zu. Der Wert der Waren- und Dienstleistungsexporte stieg im März gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt und nominal um 0,9 Prozent, nach Zuwächsen von 2,3 Prozent bzw. 1,5 Prozent im Januar und Februar. Im Quartalsvergleich ergab sich ein deutlicher Zuwachs von 3,7 Prozent bei den Exporten. Die Importe erhöhten sich im März kräftig um 4,7 Prozent (Februar +3,3 Prozent, Januar -0,6 Prozent). Im Quartalsvergleich kam es zu einem Plus von 4,0 Prozent.

Auf nationaler Ebene spiegeln sich die Beschränkungen aufgrund der Pandemiebekämpfung ebenfalls kaum in den Frühindikatoren zur Außenwirtschaft wider, die von der Industrie dominiert wird. Der Saldo der ifo Exporterwartungen für das Verarbeitende Gewerbe erhöhte sich im April erneut, ein höherer Wert war zuletzt vor über zehn Jahren im Januar 2011 verzeichnet worden. Die Auftragseingänge aus dem Ausland nahmen im März spürbar um 1,6 Prozent zu, nachdem sie sich im Februar leicht verringerten (‑0,2 Prozent). Der Ausblick für den deutschen Außenhandel ist somit insgesamt positiv, insbesondere angesichts der guten Konjunktur in Asien und den Vereinigen Staaten.

Industriekonjunktur

Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ist im März gegenüber dem Vormonat deutlich gestiegen, was maßgeblich auf das Baugewerbe zurückzuführen war. Der Ausstoß wurde um 2,5 Prozent ausgeweitet, nachdem es allerdings im Februar und Januar zu Rückgängen um 1,9 Prozent und 2,2 Prozent gekommen war. Die Industrie verzeichnete zuletzt ein Plus von 0,7 Prozent (Februar: -1,9 Prozent, Januar: -0,6 Prozent). Die Erzeugung im Baugewerbe zeigte im März ein kräftiges Wachstum von 10,8 Prozent, nachdem sie sich in den beiden Vormonaten witterungsbedingt Dämpfer erhalten hatte (-1,4 Prozent bzw. -10,7 Prozent). Im ersten Quartal verringerte sich der Ausstoß im Produzierenden Gewerbe insgesamt leicht um 0,9 Prozent. Während die Produktion in der Industrie nur geringfügig um 0,3 Prozent abnahm, meldete der Bau ein deutliches Minus von 4,0 Prozent. Innerhalb der Industrie verzeichnete die Automobilindustrie einen Rückgang um 12,1 Prozent, während der Maschinenbau um 6,0 Prozent zulegen konnte.

Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe nahmen im März erneut kräftig um 3,0 Prozent zu und lagen damit bereits den sechsten Monat in Folge über ihrem Niveau vom Februar 2020, dem Monat vor Ausbruch der Pandemie. Den Ausschlag für den jüngsten Anstieg gab wieder die starke Inlandsnachfrage (+4,9 Prozent), aber auch die Bestellungen aus dem Ausland nahmen merklich zu (+1,6 Prozent). Vor allem die Aufträge in den Wirtschaftszweigen Maschinen, Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse sowie Sonstige Fahrzeuge trugen zum Anstieg der Auftragseingänge bei. Bereinigt um Großaufträge nahmen die Ordereingänge um 1,6 Prozent zu. Im Quartalsvergleich kam es insgesamt zu einem kräftigen Auftragsplus von 2,4 Prozent.

Der Ausblick für die Industriekonjunktur bleibt positiv. Das ifo Geschäftsklima hat sich weiter leicht verbessert und die Auftragslage ist sehr gut. Risiken ergeben sich allerdings durch den unsicheren weiteren Verlauf des Pandemiegeschehens und Engpässe bei Vorprodukten wie Computerchips und Bauholz.

Print Friendly, PDF & Email

Comments are closed.