“Die Beleuchtungsindustrie hat federführend in Europa Rücknahmesysteme aufgebaut”

Am 26. Februar konnten wir auf mehr als 15 Jahre ElektroG und auf rund 100.000 Tonnen Altlampen-Rücknahme in Deutschland durch Lightcycle zurückblicken. Zwei Milliarden Lampen wurden in Europa seit Inkrafttreten der WEEE-Richtlinie gesammelt. Dies gab EucoLight, der europäische Verband von Rücknahmesystemen für Beleuchtung, bekannt. Die ElektroWirtschaft hat sich dazu mit Stephan Riemann, Geschäftsführer Lightcycle, unterhalten und den Blick zurück sowie nach vorne gewagt.

ElektroWirtschaft: Seit dem 2005 gilt die Europäische WEEE-Richtlinie, die im Jahr darauf in Deutschland durch das Elektro- und Elektronikgerätegesetz – kurz ElektroG – umgesetzt wurde.  Was beinhaltet das ElektroG?

Stephan Riemann: Das ElektroG trat vor 15 Jahren am 26.02.2006 in Deutschland in Kraft. Es regelt das Inverkehrbringen, die Rücknahme sowie die umweltverträgliche Entsorgung von Elektro- und Elektronikgeräten sowie Altlampen. Ziel ist es, die stetig wachsende Menge an Elektro- und Elektronikgeräten am Lebensdauerende fachgerecht zu recyclen, damit die Materialien wieder verwendet werden.

ElektroWirtschaft: Inzwischen wurde ein Meilenstein erreicht. Was bedeutet es, die bisher insgesamt zwei Milliarden Lampen zu recyceln?

Stephan Riemann: Dies ist ein toller Erfolg aller Beteiligten. Angefangen von den Herstellern, die die Rückgabe der Altlampen ermöglichen über die Vertreiber wie zahlreiche Elektrogroßhändler oder E-Handwerker, die zur Rücknahme beitragen bis hin zu den Verbrauchern, die die Rückgabemöglichkeit nutzen. So konnten in Deutschland durch Lightcycle über 100.000 Tonnen an Altlampen zurückgenommen werden und nach dem Recycling Materialien wie Glas oder Metall wieder in den Kreislauf gebracht werden.

ElektroWirtschaft: Welche Rolle übernimmt die Elektroindustrie und der Elektrogroßhandel bei dieser Nachhaltigkeitsstrategie?

Stephan Riemann: Die Beleuchtungsindustrie hat federführend in Europa Rücknahmesysteme aufgebaut. Diese sind die Grundlage, um dem Elektrogroßhandel, dem E-Handwerk und den gewerblichen wie privaten Verbrauchern flächendeckende Rückgabemöglichkeiten zu bieten.
Inzwischen beteiligt sich der Großteil des Elektrogroßhandels aktiv an der Rücknahme. So stehen für die Entsorgung der Altlampen tausende von Sammelstellen der Branche und den Verbrauchern zur Verfügung, die online unter www.lightcycle.de leicht zu finden sind. Bei der Abgabe an diesen Sammelstellen kann sich der Verbraucher darauf verlassen, dass ein fachgerechtes Recycling stattfindet und bis zu 90 Prozent der Materialien wieder verwendet werden.

ElektroWirtschaft: Wie bewerten Sie das Engagement der europäischen Beleuchtungsindustrie im Vergleich zu anderen Ländern?

Stephan Riemann: Führende Unternehmen der europäischen Beleuchtungsindustrie haben entsprechend der Gesetzgebung insbesondere bei der Entsorgung von Lampen die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Rücknahme durch den Aufbau von Rücknahmesystemen in Europa geschaffen. Dieses Engagement wirkt und ist Vorbild für andere Kategorien innerhalb der europäischen Elektroindustrie und anderen Ländern weltweit

ElektroWirtschaft: Geht die Politik mit dem ElektroG den richtigen Weg oder wünschen Sie sich weitere Veränderungen?

Stephan Riemann: Grundsätzlich ja, allerdings gilt es Lücken zu schließen und Anforderungen konsequenter zu definieren, so dass diese auch leichter kontrolliert und vollzogen werden können. So findet zum Beispiel der Vertrieb über elektronische Online-Plattformen von Elektrokleingeräten und Lampen vielfach durch illegale, nicht registrierte Anbieter aus dem Ausland statt. Deren Anteil ist stark wachsend. Diese Anbieter tragen dadurch nicht zur Entsorgung bei und wälzen die Kosten auf die gesetzeskonformen Vertreiber und Hersteller ab. Hierbei müssen dringend gesetzliche Lücken geschlossen werden und ein Vollzug eingesetzt werden, der vollumfänglich wirkt.

ElektroWirtschaft: Ist die Nachhaltigkeit in der Elektrobranche angekommen? Wo sollten wir in fünf Jahren stehen?

Stephan Riemann: Dies ist von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich. Inzwischen gibt es aber immer mehr Hersteller, Elektrogroßhändler und E-Handwerker, die Ihrer Verantwortung für eine fachgerechte Entsorgung gerecht werden. Engagiert sich jeder Akteur in der Entsorgungskette in seinem Aufgabenbereich, so funktioniert die Produktverantwortung wie das beispielhaft bei Altlampen gelingt. Um so mehr Unternehmen sich engagieren, desto weiter wird die Elektrobranche in fünf Jahren sein und desto höher wird die Akzeptanz der Geschäftsmodelle in der Bevölkerung sein.

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