Der Meisterbrief ist ohne Alternative

Der baden-württembergische Landtag hat sich am Mittwoch für den Erhalt der Meisterpflicht ausgesprochen. Jetzt muss das Thema offensiv nach Brüssel getragen werden.
Der EU-Kommission scheint die deutsche Meisterpflicht ein Dorn im Auge zu sein: In ihren länderspezifischen Empfehlungen zum jüngsten Bildungsbericht der OECD spricht sie vom Meisterbrief als „ungerechtfertigte Beschränkung“ oder „Marktzugangsschranke“ und hat vor diesem Hintergrund eine Evaluierung der nationalen Vorschriften über den Zugang zu reglementierten Berufen angekündigt. Im Raum steht der Versuch, mit einer Deregulierung zulassungspflichtiger Gewerke für Wachstum und Mehrbeschäftigung zu sorgen. Das ist jedoch eher ein Versuch, durch eine Deregulierung in den attraktiven deutschen Markt zu dringen. Gerade der deutsche Markt hat durch seine Stabilität gezeigt, dass Qualität und Ausbildung die Grundlage für stabile Märkte sind.
Und dabei ist die Meisterpflicht vieler Gewerke – wie z. B. der E-Handwerke – eine entscheidende Stütze des dualen Ausbildungssystems, dessen hohes Niveau in Deutschland ja gerade das Ergebnis einer auf Basis von Qualifikation geregelten Zulassungspraxis ist. Ein Ausbildungssystem übrigens, dessen Wert die OECD in hohen Tönen lobt und das die EU den Krisenländern Südeuropas als Best-Practice-Beispiel empfiehlt.
Eine kürzlich veröffentlichte Analyse des Baden-Württembergischen Handwerkstags (BWHT) offenbart zudem: Seit der Novelle der Handwerksordnung 2003 hat sich die Ausbildungszahl in den seither zulassungsfreien Berufen ähnlich zu der in den weiter zulassungspflichtigen Berufen entwickelt. Allerdings hat sich bei den zulassungsfreien Berufen die Betriebszahl seither verdoppelt. Dies zeigt, dass die Ausbildungsleistung in erster Linie von Meisterbetrieben erbracht wird.
Unterm Strich hat das Handwerk zum Thema also schlagkräftige Argumente, muss aber wohl noch weiter kämpfen. Seit Kurzem hat es jedoch mit dem Bundesrat einen starken Verbündeten an seiner Seite – der Bundesrat unterstreicht zu Recht, dass der Meisterbrief Grundlage für eine erfolgreiche unternehmerische Tätigkeit und ohne Alternative für die Ausbildung des Nachwuchses im Handwerk ist.
Thomas Bürkle, Präsident des Fachverbands Elektro- und Informationstechnik Baden-Württemberg, betont zudem: „Normalerweise steht Europa für Sicherheitsnormen und für Verbraucherschutz. Handwerker tragen hier eine Riesenverantwortung, dies in der Praxis umzusetzen. Mangelndes Fachwissen wirkt da kontraproduktiv. Deshalb hat der Meisterbrief als Qualifikations- und Sachkundenachweis auch in einem liberalen und offenen Markt seine Berechtigung. Wenn jetzt nach der Europawahl die Kommission neu besetzt wird, wäre dies ein guter Zeitpunkt, um eine neue Entwicklung einzuleiten“. Das Sicherheitsbewusstsein müsse also unabhängig davon, wie der nächste Kommissionspräsident heißt, tief im Handwerk verankert bleiben. Bürkle ergänzt: „Die deutsche Meisterprüfung wird nach dem Deutschen Qualifikationsrahmen als Bachelor anerkannt, das beweist doch unsere Qualität!“.

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