„Der Konsum ist durch Corona wieder gewachsen“

Im vergangenen Jahr ist der Absatz von Haushaltsgeräten enorm gestiegen. Harald Friedrich, Geschäftsführer der Robert Bosch Hausgeräte GmbH und Maximilian Gründobler, Verkaufsleiter für den Großhandel bei Bosch, erklären im Gespräch mit der ElektroWirtschaft die Gründe dafür, bewerten die notwendigerweise entwickelten digitalen Strukturen der Hersteller und wagen einen Ausblick auf künftige Trends.

ElektroWirtschaft: Wie hat die Pandemie das Konsumverhalten der Menschen beeinträchtigt?

Harald Friedrich: Mit der Schließung von Restaurants und Geschäften oder der vorübergehenden Tatsache, nicht mehr reisen zu können, wurden erhebliche finanzielle Mittel frei, die dann verstärkt in neue Haushaltsgeräte investiert wurden. Davon hat die Hausgeräte-Branche profitiert.

ElektroWirtschaft: Wie hat sich das auf Ihre Zusammenarbeit mit dem Elektrogroßhandel ausgewirkt?

Maximilian Gründobler: Als im ersten Lockdown die großen Flächen geschlossen wurden, hat sich der Markt auf andere Anbieter verlagert wie z. B. Monteure/Installateure und weitere kleinere Anbieter – die typische Klientel des Großhandels. Das hat in der Folge auch zu einem noch engeren Austausch zwischen Bosch und dem Großhandel geführt. Zunächst haben wir die Kommunikation auf die digitalen Kanäle verlegt, was sehr gut geklappt hat. Wir haben nicht nur Beratungsgespräche, sondern auch Schulungen digital abgehalten. Die Erfolgskriterien des Großhandels, nämlich die großen Lager, die gute Logistik und das gute Außendienst-Team haben sich in der Krise als Erfolgskriterien erwiesen, die wir gerne mit intensivierter Zusammenarbeit unterstützt haben.

ElektroWirtschaft: Glauben Sie, dass es bei der positiven Umsatz-Entwicklung bleibt?

Harald Friedrich: Ja, denn die typische Klientel des Großhandels wie der Installateur und kleinere Händler haben eine extreme Kundennähe und Vor-Ort Service. Dienstleistung ist für einen Teil der Konsumenten ein ganz wichtiger Aspekt. Sie erwarten, dass ihnen jemand ein neues Gerät nicht nur liefert, sondern dass es auch von einem Elektroinstallateur angeschlossen wird.

ElektroWirtschaft: Kommunikation und Vertrieb wurden aufgrund der Krise digitaler, was nach anfänglichen Bedenken nachweislich gut funktionierte. Was werden Sie künftig auch nach der Krise beibehalten?

Maximilian Gründobler: Eine Mischung ist wichtig. Kontakt vor Ort wird auch in Zukunft ein ganz wichtiges Element sein. Aber der Großhandel ist sehr viel digitaler und auch logistisch professioneller aufgestellt. Schnittstellen sind mittlerweile wichtiger und die Frage, wie man die unterschiedlichen Portale bestmöglich bedient. Diese Möglichkeiten werden wir auch zukünftig nutzen

Maximilian Gründobler:

Harald Friedrich: Es hängt vom jeweiligen Thema ab und wir werden weiter das Beste aus beiden Welten verknüpfen. Vieles, wie das Vereinbaren von Lieferterminen oder das Abstimmen von Dispositions-Verträgen, kann auch künftig auf digitalem Weg geklärt werden. Unsere Außendienstler werden nicht mehr so viele Kundenbesuche machen, sondern digitale Kommunikationswege stärker nutzen. Aber es gibt auch viele Dinge, die virtuell nicht so gut funktionieren.

ElektroWirtschaft: Wie wollen Sie ihre Neuheiten künftig präsentieren, wenn die wichtigen Präsenzmessen wegfallen?

Harald Friedrich: Wir hoffen noch auf die IFA, die nach aktuellem Stand ja stattfi nden soll. Und unser Großhandelsteam macht nach wie vor Kundenbesuche. Durch die digitalen Tools können wir aber viel mehr Menschen erreichen und unsere Produkte präsentieren, in bester Bild- und Tonqualität.

ElektroWirtschaft: Welche Trends sehen Sie für die Zukunft und wie wollen Sie sie bedienen?

Harald Friedrich: Einerseits das Thema Nachhaltigkeit, dass durch das neue Energieeffizienz-Label weiter an Bedeutung gewinnen wird. Dem kommen wir mir verbesserten Kühlgeräten, Frischhalte-Techniken wie der 0-Grad-Technologie nach und können helfen, die Haltbarkeit von Lebensmitteln zu verlängern. Das berührt zudem das zweite Trendthema Gesundheit. Für eine gesunde Ernährung sind frische Zutaten und eine schonende Zubereitung wichtig. Oder spezielle Hygiene-Programme für Waschmaschinen und Geschirrspüler.

ElektroWirtschaft: Hatten Sie weltweit Zuwächse bei den Elektrohausgeräten?

Harald Friedrich: Die globale Nachfrage aufgrund der Pandemie war da – in einem Ausmaß, dass wir Probleme mit den Lieferzeiten hatten. Das hatte aber auch Gründe. Während des ersten Lockdowns mussten wir unsere Fabriken kurzzeitig schließen und Sicherheitskonzepte einrichten. Die Arbeitsprozesse mussten abgeändert werden. Viele Grenzschließungen berührten die Logistik, die Verfügbarkeit war nicht für jedes einzelne Produkt gegeben.

ElektroWirtschaft: Rechnen Sie künftig mit weiteren Engpässen?

Harald Friedrich: Pauschal kann man das nicht sagen. Wenn die Grenze zu einem Zuliefererland wie Italien vier Fotos: Bosch Wochen lang geschlossen wird, kann man wenig beeinfl ussen. Jetzt kommen noch die Virus-Mutationen und erfordern andere Maßnahmen, als wir es gedacht hätten. Die Welt wird immer unplanbarer. Trotzdem sind unsere Fabriken voll ausgelastet.

ElektroWirtschaft: Eine Reihe von Elektrogroßhändlern hat keine Weiße Ware mehr im Sortiment. Woran liegt das?

Maximilian Gründobler: Der Großhandel war so stark mit dem Baugewerbe ausgelastet, dass er den Schwerpunkt nicht mehr im Konsumgewerbe gesehen hat. Viele Installateure hatten sich in der jüngeren Vergangenheit von der Weißen Ware gelöst, kommen aber mittlerweile wieder darauf zurück. Und wir sind jetzt im erneuten Lockdown sehr erfolgreich und ausverkauft. Der Konsum ist durch Corona wieder gewachsen und der Großhandel wichtiger geworden.

ElektroWirtschaft: Viele asiatische Hersteller drängen auf den deutschen Markt. Fürchten Sie um Ihre Marktanteile?

Harald Friedrich: Wettbewerb ist gut und notwendig. Einige dieser Hersteller sind bereits aus dem Konsumgüter- und Telekommunikationsbereich bekannt, andere wiederum haben hierzulande noch keinen Namen. Den Wettbewerb nehmen wir gerne an.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Auszug aus der April-Ausgabe der ElektroWirtschaft. Als Printabonnent haben Sie fünf Zugriffe auf die digitale Ausgabe inklusive. Stöbern Sie ansonsten in unserem Shop.

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