Autogipfel im Kanzleramt: Beim Ziel ist man sich einig, aber ohne Konzept

Am Montag lud Bundeskanzler Olaf Scholz zum Autogipfel. Die Bundesregierung und die Autobranche wollen trotz der angespannten Haushaltslage den Ausbau der Elektromobilität beschleunigen. Im Mittelpunkt des Gesprächs stand die Frage, wie das Ziel von 15 Millionen vollelektrischen Pkw bis 2030 erreicht und die Verbreitung langfristig gestärkt werden kann. Man sei sich einig gewesen, dass dieses Ziel nur gemeinsam erreicht werden könne, so das Ergebnis der Veranstaltung. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 mindestens 15 Millionen Elektroautos auf deutsche Straßen zu bringen. Die Autoindustrie kalkuliert nur noch mit maximal neun Millionen, wie es in der Tagespresse heißt. Sie wollen am Ausbau der Elektromobilität festhalten, setzen aber nicht alles auf eine Karte oder schieben vereinzelte Investitionen weiter in die Zukunft.

BDEW-Präsidentin Dr. Marie-Luise Wolff vertrat bei dem Treffen die Energie- und Ladebranche. Zu der Frage, wie das Ziel von 15 Millionen vollelektrischer Pkw bis 2030 durch die Automobilindustrie erreicht werden kann, erklärte Dr. Marie-Luise Wolff, Präsidentin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW):

„Die Bundesregierung hat ein wichtiges Ziel gesetzt: 15 Millionen vollelektrische Pkw sollen bis 2030 auf deutschen Straßen fahren, damit auch der Verkehrssektor einen Beitrag zum Klimaschutz leistet und Deutschland bei der Zukunftstechnologie Elektromobilität weiter vorne mitspielt. Die Energie- und Ladebranche steht zu diesem Ziel und investiert hier kräftig: Rund 9 Milliarden Euro allein für öffentliche Ladesäulen, plus den Netzausbau für 15 Millionen E-Pkw.

Was uns Sorge bereitet: Zwar wachsen die E-Pkw-Zahlen seit drei Jahren sehr erfreulich, das 15 Millionen-Ziel wird nach aktuellen Prognosen aber dennoch weit verfehlt. Experten gehen von 7 und 10 Millionen E-Autos aus. Das wäre eine Zielverfehlung um bis zu 50 Prozent. Ein „Weiter so“ ist keine Option.

Daher ist es richtig, dass der Bundeskanzler das Thema jetzt zur Chefsache gemacht hat und sich damit noch einmal ganz klar für die Zielerreichung ausspricht. Und er hat auf der IAA im September auch einen zentralen Punkt angesprochen: Der Hochlauf der E-Mobilität „wird nicht funktionieren, wenn es nicht auch Angebote gibt, die für ganz viele Bürger bezahlbar sind“. Es ist entscheidend, dass sich breite Bevölkerungskreise saubere Mobilität leisten können. Nur durch Teilhabe kommen wir ins Ziel. Und das sollte uns im Zweifel auch etwas wert sein.

Natürlich braucht es auch ein klares Commitment der Automobilindustrie. Wenngleich auch die Automobilindustrie ohne die richtigen Rahmenbedingungen das Ziel nicht wird erreichen können. Daher braucht es die klare Bereitschaft der Bundesregierung, ihr eigenes Ziel auch mit geeigneten Maßnahmen zu flankieren. Es braucht eine 15-Millionen-E-Auto-Strategie.

Die Automobilindustrie und die Ladebranche haben den Elektromobilitätsmarkt schon auf einen guten Weg gebracht, sowohl bei den E-Pkw als auch bei den Ladesäulen. Nun gilt es, gemeinsam mit der Politik diesen Markt zu einem Massenmarkt weiterzuentwickeln und gleichzeitig auch die Nutzfahrzeuge stärker in den Blick zu nehmen.“

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