Kfz-Gewerbe und Elektrohandwerk wollen im Milliardenmarkt E-Mobilität an die Spitze

Die einen sorgen für Energieerzeugung auf dem Dach, Wallboxen und passende Leitungen im Haus. Die anderen liefern und reparieren E-Autos. Bis 2030 sollen im Land eine Million E-Fahrzeuge rollen. Bei der ersten gemeinsamen Konferenz in Stuttgart fiel jetzt der Startschuss für eine verstärkte Zusammenarbeit von Elektrohandwerk und Kraftfahrzeuggewerbe in Baden-Württemberg.

Thomas Bürkle, der Präsident des Fachverbandes Elektro- und Informationstechnik Baden-Württemberg, und Michael Ziegler, Präsident des Verbandes des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg, sind sich sicher: „Zusammen sind wir stärker.“ Stark genug, um den Kunden ganzheitliche Lösungen von den Kfz- und Elektroexperten vor Ort anbieten zu können. „Ziel der Kooperation ist vor allem der Austausch der Innungen, den regionalen Vertretungen von Kfz und Elektro, zu fördern und gegenseitiges Verständnis zu schaffen,“ begrüßt Thomas Bürkle die Kooperation. „Um unseren Kunden erstklassige Leistungen und ganzheitliche Angebote aus einem Guss liefern   zu können, müssen wir verstärkt kooperieren.“ Michael Ziegler verweist darauf, dass Fachbetriebe beider Gewerke in Sachen E-Mobilität als Ausdruck gelebter Energiewende die primären Ansprechpartner für Bürger sind: „Wir sind die Schnittstelle zum Kunden. Egal, ob ein E-Auto gekauft oder zu Hause die Ladeinfrastruktur aufgebaut werden soll, er oder sie kommt zuerst zu uns.“

Dabei ist es nicht so, dass Elektrohandwerk und Kfz-Gewerbe konkurrenzlos dastehen: „Hersteller, die Wallboxen in E-Autos packen“, nennen die beiden Präsidenten gegenüber den rund 100 anwesenden Innungsobermeistern als Beispiel für einen Vorstoß, den die Autohersteller wagen. Ein Vorgehen, das technische Probleme mit sich bringen kann: „Wenn in ein Mehrfamilienhaus sechs neue E-Autos kommen, können das sechs verschiedene Wallboxen sein“, sagt Thomas Bürkle. Und das ist kein Weg, „zu einem effizienten Energieeinsatz, dies können wir im Interesse unserer Kunden besser“.

Genau auf die genannte Effizienz kommt es aber an, in einer Zeit, in der noch „viele Menschen glauben, der Strom kommt einfach so aus der Steckdose“ (Bürkle). Tut er, die Frage ist aber, kommt genug? Und wäre Strom aus der Solaranlage auf dem Dach nicht sinnvoller? Und was ist mit Speichern? Was passiert, wenn’s mehr als ein E-Auto sein soll? Stichwort Lademanagement. Viele Eckpunkte, ein Gedanke: „Unsere Handwerks- und Handelsbetriebe können in allen Fällen die besten Antworten geben“, sind sich die Vertreter der beiden Verbände einig.

Denn im Vorfeld wurde das Thema in Arbeitsgruppen abgeklopft: „Da wurde deutlich, wie sinnvoll es ist, zusammenzuarbeiten“, betonte Michael Ziegler. Deswegen beginnt jetzt die Umsetzung: Die Elektro- und die Kfz-Innungen im Land sollen dabei die Schlüsselrolle spielen, wenn Kooperationen in der Praxis umgesetzt werden. In den Arbeitsgruppen, bestehend aus Vertretern beider Verbände, ist weiterhin geplant, sich gegenseitig vor allem über Neuigkeiten aus dem Themenfeld Elektromobilität auszutauschen und dadurch die Schnittstellen besser zu nutzen. Die Verbände werden ein Online-Angebot schaffen, auf dem sich sowohl die Innungsfachbetriebe als auch Kundinnen und Kunden informieren und passende Installationsbetriebe finden können. Das Angebot wird Themen rund um die E-Mobilität und um die hauseigene Lade-Infrastruktur abbilden. „Einen historischen Tag“, nennt Michael Ziegler den Start der Zusammenarbeit in der angestrebten Wertschöpfungskette: „Eine Win-Win-Situation“, sagt Thomas Bürkle: „Für die Kunden, für uns, für den Klimaschutz und für mehr Unabhängigkeit.“

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