EMI fällt im März wegen Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf 18-Monatstief

Das Wachstum in der deutschen Industrie hat sich im März abgekühlt. Gleichzeitig sind die Geschäftsaussichten geradezu eingebrochen, zeigen die jüngsten Daten zum S&P Global/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI). Der wichtige Konjunktur-Frühindikator für die größte Volkswirtschaft Europas rutschte mit 56,9 Punkten auf ein 18-Monatstief ab nach 58,4 im Februar. Hauptursache war der Krieg in der Ukraine, der die Exportnachfrage drückte und zu neuen Lieferengpässen führte.

„Die aktuellen EMI-Zahlen verheißen für den weiteren Konjunkturverlauf nichts Gutes. Der Krieg in der Ukraine verschärft die coronabedingten Engpässe der Industrie bei Rohstoffen und Produktionsmaterialien zusätzlich“, betonte Gundula Ullah, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Dienstag in Eschborn. Sorgen bereite den Firmen auch der steigende Kostendruck, nachdem die Einkaufspreise aufgrund der hohen Rohstoffnotierungen erstmals seit fünf Monaten wieder anzogen.

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick

Produktion: Das Produktionswachstum hat sich den zweiten Monat hintereinander verlangsamt. Während einige Unternehmen ihre Fertigung aufgrund von Neuaufträgen ausweiten konnten, hatten andere mit Lieferengpässen und coronabedingten Personalausfällen zu kämpfen. In allen drei von der Umfrage erfassten Teilbereichen wurden geringere Zuwächse verzeichnet.

Auftragseingang: Der saisonbereinigte Teilindex Auftragseingang notierte auch im März in der Wachstumszone. Allerdings ging er gegenüber dem Vormonat deutlich zurück und erreichte den niedrigsten Stand seit Jahresbeginn. Laut Umfrageteilnehmern konnte die grundsätzlich gute Binnennachfrage das schlechtere Auslandsgeschäft zumindest teilweise ausgleichen.

Auftragseingang Export: Erstmals seit 21 Monaten schrumpften die Exportneuaufträge der deutschen Hersteller. Auch wenn das Minus nur minimal ausfiel, markiert es doch eine dramatische Trendwende gegenüber den kräftigen Zuwächsen im Februar. Zahlreiche Manager machten in erster Linie den Krieg in der Ukraine und die daraufhin verhängten Sanktionen gegen Russland und Weißrussland für den Rückgang verantwortlich. Am stärksten betroffen war der Vorleistungsgüterbereich.

Geschäftsaussichten: Infolge des Kriegsausbruchs in der Ukraine brachen die Geschäftsaussichten im Verarbeitenden Gewerbe praktisch ein. Der entsprechende Teilindex gab um 18 Punkte (das zweitgrößte Minus in der Umfragegeschichte nach dem Absturz zu Beginn der Coronavirus- Pandemie im März 2020) nach und fiel damit auf den niedrigsten Wert seit Mai 2020. Eine knappe Mehrheit der Befragten rechnet über die kommenden Monate mit Einbußen und sorgt sich dabei vor allem um die zukünftige Nachfrage, die hohe Inflation sowie die anhaltenden Lieferengpässe.

Beschäftigung: Äquivalent zu den Trends bei Produktion und Auftragseingang wuchs auch die Beschäftigung im März weniger stark als zuletzt. Die Zuwachsrate lag zwar immer noch über dem Langzeit-Durchschnitt, sackte aber auf den zweitniedrigsten Wert der vergangenen zwölf Monate und unter die Spitzenwerte von 2021. Unternehmen, die neue Mitarbeiter einstellten, begründeten dies meist mit Bemühungen, die Kapazitäten zu erweitern.

Einkaufspreise: Die Einkaufspreise in der Industrie bewegen sich weiter auf sehr hohem Niveau. Mehr noch, erstmals seit fünf Monaten zog die Inflationsrate wieder an, was hauptsächlich dem Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise infolge des Einmarschs Russlands in die Ukraine geschuldet war. In allen drei Teilsektoren wurden deutliche Verteuerungen registriert, wobei die Hersteller von Konsumgütern den Spitzenplatz einnahmen.

Verkaufspreise: Der höhere Kostendruck zum Ende des ersten Quartals führte dazu, dass mehr und mehr Unternehmen ihre Verkaufspreise anheben mussten, um ihre Gewinnmargen zu sichern. Der entsprechende Teilindex kletterte auf den zweithöchsten Wert überhaupt lediglich übertroffen vom Allzeithoch im November 2021.

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