“Ob KNX, EEBus oder künftig Matter: Der eine Weltstandard ist Utopie”

Mit dem Leitmotiv „Gebäude als System, Gebäude im System“ blickt der ZVEI auf ein erfolgreiches Kolloquium Gebäudeautomation 2021 zurück. Der Innovationskongress fand erstmals ausschließlich digital statt und bot an fünf aufeinanderfolgenden Tagen geballtes Fachwissen und Impulsvorträge rund um die Gebäudesystemtechnik. Die ElektroWirtschaft sprach mit Klaus Jung (Geschäftsführer ZVEI Fachverband Elektroinstallationssysteme), Adalbert Neumann (Vorsitzender der Geschäftsführung Busch-Jaeger Elektro GmbH) und Hans-Joachim Langels (Competence Center KNX, Siemens AG) über die Fokusthemen Nachhaltigkeit und Energiemanagement im Gebäudesektor. Lesen Sie hier einen kleinen Ausschnitt.

ElektroWirtschaft: Die Branche „Gebäudetechnik“ ist vielschichtig. In den Online-Sessions haben über 50 Referenten die unterschiedlichen Blickwinkel präsentiert. Welche Themen standen im Fokus des Kolloquiums?
Klaus Jung: Highlights gab es viele, ein Fokus lag auf dem Thema Energiemanagement. Wir haben uns offene und geschlossene Systeme angeschaut und auch die unterschiedlichen Interessen, die hinter den Geschäftsmodellen stehen. Aus der Komplexität der Themen ergibt sich eine große Bandbreite an Marktteilnehmern: Hersteller, Handwerker, Systemintegratoren, Planer, Plattformbetreiber, um nur einige zu nennen.
Adalbert Neumann: Der rote bzw. grüne Faden der Veranstaltung war das Thema Nachhaltigkeit. Aus unterschiedlichen Perspektiven wurde die Fragestellung beleuchtet, welchen Beitrag können wir mit den verschiedenen Automationslösungen bieten. Gebäude produzieren etwa 40 Prozent der CO(2) Belastung. Da ist es entscheidend, welche Technologien wir weiterentwickeln. Herausgekommen ist, dass es nicht nur den einen Standard geben wird. Ob KNX, EEBus oder künftig Matter: Der eine Weltstandard ist Utopie. Vielmehr wird es im kommerziellen und im privaten Wohnungsbau in Richtung offene digitale Öko-Systeme gehen.

ElektroWirtschaft: Das Oberthema war die Nachhaltigkeit im Gebäudesektor. Impulse gab es zu den Bau- und Planungskonzepten und auch zu den Erfolgsfaktoren für einen energieeffizienten Gebäudebetrieb. An welchen Parametern messen wir heute Nachhaltigkeit? Wann ist ein Gebäude „green“?
Hans-Joachim Langels: Diese Frage diskutieren wir intensiv in der Normung zur Gebäudeautomation. Im Grunde ist ein „Green Building“ eher ein ultimatives Ziel, wenn die Materialien und Komponenten des Gebäudes beim Rückbau vollständig wiederverwendet werden können und die Energie zur Errichtung des Gebäudes über die Lebensdauer des Gebäudes hinaus zurückgewonnen werden kann. Jedes Gebäude geht von einem anderen Bauzustand aus. Ein Haus, das 1970 gebaut wurde, hat andere Wärmedämmeigenschaften als eines, das heute gebaut wird. Die Baukonzeption bestimmt letztlich, wieviel Nachhaltigkeit erreicht werden kann. „Green Building“ sollten wir also als Weg sehen, die Energieeffizienz der Gebäude kontinuierlich zu verbessern. Entscheidend sind die Maßnahmen, mit denen die Gebäudeautomation diesen Weg – abgestimmt auf die thermischen Gebäudeeigenschaften und -bedarfe sowie Energiebereitstellung, -speicherung und -nutzung durch ein Energiemanagementsystem – unterstützt. Damit ist eine Reduzierung des Energiebezugs durch Optimierung der Eigenversorgung aus z.B. Solar-PV möglich. Die Eigenversorgung kann mit der Entwicklung von Speichertechnologien mit höherer Energiedichte gesteigert werden. Wir müssen also in mehreren Schritten denken und die Maßnahmen hin zu einem grünen Haus liegenschaftsspezifisch angehen.
Adalbert Neumann: Noch ein anderer Aspekt ist hier wichtig. In puncto Nachhaltigkeit sind wir als Hersteller stark gefordert. Wir müssen auch über die Nachhaltigkeit in unseren Produkten nachdenken. Nicht nur ein vernünftiges Energiemanagement, sondern der gesamte Lebenszyklus des verbauten Elektromaterials – Stichwort Cradle to Cradle – sollte mit bedacht werden.

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