„Gebäude werden für Menschen gebaut und genau das sollte die Technik unterstützen“

Ressourcenknappheit, Klimawandel und steigende Anforderungen an die Energieeffizienz stellen den Zweckbau vor große Herausforderungen. Susanne Schwickert, Professorin an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, plädiert für ein Umdenken – hin zu einfacheren, kreislauffähigen und gesunden Gebäuden, die mit dem Klima arbeiten statt gegen es. Im Interview spricht sie über intelligente Systeme, zirkuläres Bauen und die Rolle des Elektrogroßhandels in der Energiewende.

ElektroWirtschaft: Frau Prof. Schwickert, Sie beschäftigen sich intensiv mit Bauphysik, Komfortforschung und Energiemonitoring. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen speziell im Zweckbau?

Prof. Dr.-Ing. Susanne Schwickert: Die größten Herausforderungen im Zweckbau liegen in den begrenzten Ressourcen, das heißt, Primärrohstoffe zu schonen und CO2-Emissionen zu senken. Als Bauingenieurin sehe ich vor allem die riesigen Mengen mineralischer Baustoffe, die nicht nachwachsen. Wir müssen das Bauen wieder einfacher machen: weniger Schichten, mehr Kreislauffähigkeit – ohne dabei Bauphysik und Energieeffizienz zu vernachlässigen. Das Ziel ist, langlebige und wiederverwendbare Gebäude zu schaffen. Gleichzeitig gilt es, Rebound-Effekte im Energieverbrauch zu vermeiden. Zwar werden Gebäude effizienter, doch wir beanspruchen immer mehr Fläche, wodurch viele Einsparpotenziale zunichte gemacht werden. Hier wäre mehr Akzeptanz für Suffizienz entscheidend.

ElektroWirtschaft: Welche Rolle spielen smarte Installationssysteme, um Energieverbrauch und Betriebskosten im Zweckbau zu senken?

Prof. Susanne Schwickert: Smarte Installationssysteme sind entscheidend, um den Energieverbrauch und Betriebskosten zu senken – vor allem in nutzungsintensiven Gebäuden mit hohem Energiebedarf. Sie ermöglichen es, Verbräuche zu erfassen, zu analysieren und daraus Optimierungen abzuleiten. Denn oft fehlt schlicht das Bewusstsein für das eigene Nutzungsverhalten, und genau hier setzen intelligente Systeme an. Ein Beispiel ist ein Forschungsprojekt, das wir am Kreishaus in Detmold durchgeführt haben. Wir haben dort zwei geringinvestive Maßnahmen untersucht: Zum einen ein intelligentes Raumwärmemanagement, das automatisch auf die Nutzung reagiert, und zum anderen ein Gamification-Ansatz, der die Nutzer aktiv für energiesparendes Verhalten sensibilisiert. Beide Ansätze führten zu deutlich spürbaren Einsparungen, die teils weit über den üblichen sieben Prozent pro Grad Temperaturabsenkung lagen. Gerade in Verwaltungs- und Bürogebäuden zeigen solche Projekte, wie viel durch bewusstes Nutzerverhalten und intelligente Steuerung möglich ist. Oft sind Raumtemperaturen schlicht zu hoch, was unter anderem an Gewohnheiten liegt.

Das gesamte Interview finden Sie in der neuen Ausgabe der ElektroWirtschaft: 11/2025.

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