Was sind die angesagten Themen in der Bau-/Bauzuliefererindustrie im Jahr 2026? Auf einer Skala von 0-10: In welchen Bereichen ist der Handlungsdruck am größten? Oliver Markschläger, Leiter für Bau-/Bauzuliefererindustrie bei Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) wagt eine Prognose – im Trendradar.
Die Industrialisierung der Bauindustrie ist weit mehr als Vorfertigung – sie markiert einen Paradigmenwechsel, der die gesamte Wertschöpfungskette verändert. Getrieben wird dieser Wandel durch steigende Baukosten, Fachkräftemangel und innovative Unternehmen, die Skalierung, Effizienz und Kundenfokus als strategische Hebel verstehen. Auf Lean Construction folgt Industrial Thinking–für Großkonzerne ebenso wie für den Mittelstand. Es steht für Automation, Prozessoptimierung, Skalierbarkeit und Qualität – verbunden mit einem neuen Anspruch an Individualisierung und Kundenzentrierung bei maximaler Effizienz.
Restrukturierung: Strategische Chance
Die Baukonjunktur zeigt erste Erholungstendenzen – doch die vergangenen Jahre haben deutliche Spuren hinterlassen. Viele Mittelständler stehen unter Druck: Margen sinken, Nachfolgelösungen fehlen, die Finanzierung wird schwieriger. Restrukturierungen, Kooperationen und Übernahmen nehmen zu – die Branche konsolidiert sich. Für finanz- und innovationsstarke Unternehmen eröffnen sich Chancen, Marktanteile zu sichern und Strukturen zukunftsfähig zu gestalten. Entscheidend ist, Restrukturierung nicht als Krisenreaktion, sondern als strategische Neupositionierung zu verstehen – idealerweise, bevor Handlungsspielräume verloren gehen.
Digitale Intelligenz: KI verändert Planung, Produktion und Vertrieb
Entlang der gesamten Wertschöpfung – von Planung bis Fertigung – entstehen datenbasierte Prozesse. KI optimiert Pläne, Materialeinsatz, Terminierung und Energieverbrauch. In der Produktion erhöhen automatisierte Qualitätssicherung und vorausschauende Wartung die Produktivität und reduzieren Fehler. Auch Vertrieb und Betrieb profitieren von digitalen Plattformen und Analysen mit neuen Kundenzugängen. Wer Daten gezielt nutzt und digital vernetzt arbeitet, agiert schneller, präziser und profitabler.
Proaktiver Vertrieb: Früher am Kunden
Der klassische, reaktive Vertrieb verliert an Wirkung. Projektentscheidungen fallen zunehmend im Anforderungsmanagement (LPH0). Wer erst aktiv wird, wenn Ausschreibungen laufen, ist zu spät dran. Erfolgreiche Anbieter agieren proaktiv, platzieren ihre Lösungen früh bei Planern oder Bauherren und nutzen digitale Tools, um Bedürfnisse rechtzeitig zu erkennen. Omnichannel-Strategien, starke Markenpräsenz und datenbasierte Kundensegmentierung werden zu entscheidenden Erfolgsfaktoren.
Kultur: Strategische Ressource
Die Transformation der Branche erfordert neue Führungsmodelle und Denkweisen. Familienunternehmen stehen vor Generationenwechsel, Fachkräftemangel und wachsendem Digitaldruck. Erfolgreiche Führung bedeutet, Wandel aktiv zu gestalten- mit klarer Vision, offenen Kommunikationsstrukturen und Mut zur Veränderung. Unternehmenskultur wird so zum Wettbewerbsvorteil , wenn sie Innovation und Verantwortung gleichermaßen fördert. Der Mittelstand muss Führung somit als strategische Ressource begeifen, um in der neuen industrialisierten Bauära zu bestehen.








