Sicherheitstechnik wächst weiter, aber mit geringerem Tempo

Die Fachsparten entwickeln sich unterschiedlich, während die lahmende Baukonjunktur nach wie vor das größte Hindernis ist. VDE und BHE sehen das Wachstumspotenzial in der Digitalisierung und Sanierung.

Im vergangenen Jahr 2024 konnte der Markt für elektronische Sicherheitstechnik in Deutschland ein Umsatzplus von 3,4 Prozent auf etwas mehr als 5,5 Milliarden Euro verzeichnen. „Die Sicherheitstechnik in Deutschland wächst in der Summe erneut etwas geringer als im Vorjahr“, sagt Dirk Dingfelder, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Sicherheit. „Das lässt sich auf die noch immer stockende Baukonjunktur zurückführen. Hier ist erst allmählich Erholung in Sicht“, erklärt Axel Schmidt, Vorstandsvorsitzender des BHE Bundesverband Sicherheitstechnik e.V., die aktuelle Situation.

Die Zeichen für den Bau hellen sich aktuell etwas auf: „Die Baugenehmigungen im Neubau sind zuletzt um vier Prozent angestiegen, allerdings von einem sehr niedrigen Niveau ausgehend“, so Schmidt. Im Zweckbau und im öffentlichen Sektor laufe die Erholung erst langsam an. „Gegenwärtig profitiert die Branche von Sanierungen und Baumaßnahmen im Bestand“, ergänzt Dingfelder. „Insofern begrüßen wir das Sondervermögen für Infrastruktur. Allerdings brauchen wir mehr Tempo. Regulatorische Hürden müssen abgebaut werden, damit schnell und effizient gehandelt werden kann.“

Vernetzung und Digitalisierung spielen eine maßgebliche Rolle in der sicherheitstechnischen Industrie. Die Branche gestaltet diese unter anderem in Normen. Hier werden zum Beispiel entsprechende Regelungen für Dienstleistungen aus der Ferne – sogenannte „remote services“ – verankert. Eine besondere Herausforderung für die Entwicklung der Branche bleibt der Rechtsrahmen. „Die europäische Bauprodukte-Verordnung stellt uns in der Normung vor neue Prozesse mit neuen Kriterien. Der digitale Produktpass wird kommen, das Thema Nachhaltigkeit wird implementiert werden“, so Dingfelder. Schmidt ergänzt: „Die Digitalisierung kann neben neuen Services und Lösungen auch dazu beitragen, die Lücken durch den bestehenden Fachkräftemangel etwas auszugleichen. Schließen kann sie sie nicht. Er wird eine offene Flanke der Branche bleiben.“

Unterschiede beim Wachstum zwischen den einzelnen Gewerken

Der Umsatz mit Brandmeldetechnik – dem größten Segment der Sicherheitstechnik und stark von der Baukonjunktur abhängig – stieg 2024 um 3,4 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Auch Sprachalarmanlagen legten zu, mit einem Plus von 3,8 Prozent auf 138 Millionen Euro. Videosysteme verzeichneten denselben Zuwachs und erreichten 820 Millionen Euro. Ihr kontinuierliches Wachstum verdanken sie den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und der guten Kombinierbarkeit mit anderen Technologien. Besonders dynamisch entwickelten sich Zutrittssteuerungssysteme, die mit einem Plus von 5,2 Prozent auf 510 Millionen Euro deutlich über dem Marktdurchschnitt lagen. Weniger dynamisch war dagegen der Markt für Überfall- und Einbruchmeldeanlagen: Zwar stieg der Umsatz um 2,2 Prozent auf 920 Millionen Euro, blieb aber erneut hinter dem Branchenschnitt zurück. Rauch- und Wärmeabzugsanlagen inklusive natürlicher Lüftung verharrten bei 177 Millionen Euro ohne Wachstum. Dagegen konnten sonstige Technologien wie Rufanlagen nach DIN VDE 0834, Fluchttürsysteme, Personenhilferuf sowie weitere Systeme und Komponenten um 4,3 Prozent zulegen.

Mehr zu diesem Thema finden Sie in der Oktober-Ausgabe der ElektroWirtschaft: 10/2025.

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