Vom smarten Home zum kognitiv denkenden Quartier

Energieeffizienz, Sektorkopplung und intelligente Gebäude: Das Living Lab Energy Campus (LLEC) des Forschungszentrums Jülich testet das Energiesystem der Zukunft im eigenen Quartier. Hier treffen unter realen Bedingungen Wärmegewinnung, Stromerzeugung, chemische Speicher und Mobilität auf künstliche Intelligenz und neue Denkansätze. Dr. Martin Wirtz, promovierter Politikwissenschaftler und seit Anfang 2024 zuständig für Technologietransfer und Netzwerkarbeit im Projekt LLEC, erklärt, warum smarte Gebäude künftig Teil eines smarten Gesamtsystems sein sollten, wie sich durch Sektorkopplung die einzelnen Elemente gegenseitig positiv ergänzen und welche Herausforderungen es neben der technischen Entwicklung noch zu meistern gibt.

ElektroWirtschaft>> Sie arbeiten als Politikwissenschaftler an der Schnittstelle von Technologie und Gesellschaft. Was steckt hinter dieser Position?

Dr. Martin Wirtz >> Schon während des Studiums habe ich gelernt, dass Technologie und Gesellschaft sehr eng miteinander vernetzt sind. Vermeintlich rein technische Themen werden oft durch politische Entscheidungen und die Akzeptanz in der Gesellschaft stark geprägt und beeinflusst. Eine extrem spannende Verknüpfung. Nach meiner Promotion engagierte ich mich verstärkt in diesem Bereich, zuerst an der Uni Bamberg und später zum Beispiel in einem Aachener Reallabor zum Thema autonomes Fahren, wo ich als Vermittler zwischen Wissenschaftlern, der Verwaltung und Öffentlichkeit agierte. Meine Perspektive ist nicht technisch, sondern sozio-technologisch. Bei mir geht es darum, ob eine Technologie für die Menschen, die sie am Ende benutzen sollen, auch wirklich funktioniert.

ElektroWirtschaft >> Das Projekt LLEC gilt als Reallabor für das Energiesystem der Zukunft. Was sind die Besonderheiten des Projekts?

Dr. Martin Wirtz >> Die Besonderheiten sind einerseits der Realitätsbezug sowie die Bandbreite der Ansätze aus der Energieforschung – von der Produktion von Strom mittels Photovoltaik und seiner Speicherung in Großbatterien, über bidirektionales Laden von Fahrzeugen, die Herstellung und Speicherung von Wasserstoff bis hin zu intelligenten Regelungsplattformen, Gebäudeautomation und Nutzereinbindung sowie Abwärmenutzung. In einigen Forschungsbereichen decken wir die gesamte wissenschaftliche Wertschöpfungskette ab, zum Beispiel vom Sensor bis zur Cloud. Und das eben nicht nur im Labor, sondern in einem realen Umfeld: Unser Campus ist fast zwei Quadratkilometer groß, beherbergt über 200 Gebäude und mehrere Tausend Menschen arbeiten hier. Dadurch hat der Campus einen Quartiersmaßst ab.

Das gesamte Interview finden Sie in der neuen Ausgabe der ElektroWirtschaft: 09/2025.

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