Ein Kompromiss an der Belastungsgrenze

Die Entscheidung beim Mindestlohn ist gefallen. Wie die Mindestlohnkommission am Freitag mitgeteilt hat, steht die Höhe der Lohnuntergrenze für die nächsten zwei Jahre fest. Der Mindestlohn soll 2026 auf zunächst 13,90 Euro pro Stunde steigen. Zum 1. Januar 2027 ist eine weitere Anhebung um 70 Cent auf 14,60 Euro geplant. Aktuell liegt der Mindestlohn bei 12,82 Euro.

“Das war alles andere als ein leichter Beschluss. Die Empfehlung der Mindestlohnkommission zur zweistufigen Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 13,90 Euro in 2026 und 14,60 Euro in 2027 ist ein extrem harter Kompromiss. Die Erhöhung ist im dritten Jahr der Wirtschaftskrise für den Großhandel eine große Herausforderung und wird viele kleine und mittlere Unternehmen an die Grenze der Belastbarkeit führen. Schon jetzt erreicht die Zahl der Insolvenzen in Deutschland einen Höchststand. Der Beschluss ist kein Sieg für die Tarifautonomie, denn die Kommission greift offensichtlich auf politischen Druck hin vereinzelt in Tarifverträge ein. Angesichts der im Raum stehenden Forderung nach 15 Euro konnte zumindest Schlimmeres verhindert werden. Der Druck auf die Arbeitskosten bleibt aber enorm hoch. Mit der ständigen und völlig überzogenen politischen Einmischung einiger Parteien in die Tarifautonomie muss jetzt endlich Schluss ein,” machte BGA-Präsident Dirk Jandura deutlich.

Auch verschiedene Logistikverbände stehen dem Kompromiss kritisch gegenüber:

Mit dem Beschluss der paritätischen Kommission zur Anhebung des Mindestlohns auf 13,90 Euro ab dem 1. Januar 2026 und auf 14,60 Euro ab dem 1. Januar 2027 kommen die nächsten großen Kostensprünge auf die Unternehmen des Logistiksektors zu, so die gemeinsame Einschätzung des Bundesverbands Paket- und Expresslogistik (BPEX), des Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), des BWVL Bundesverband für Eigenlogistik & Verlader, des Bundesverbands Möbelspedition und Logistik (AMÖ) sowie des DSLV Bundesverband Spedition und Logistik.

Der Mindestlohn steige bis 2027 im Vergleich zu heute um weitere 13,89 Prozent und entkoppele sich zunehmend von der Produktivität in den Unternehmen, so die Mitteilung. Angesichts der anhaltend schlechten wirtschaftlichen Lage werde es für viele Unternehmen der Logistikbranche äußerst herausfordernd, einen höheren Mindestlohn zu erwirtschaften. Bei angrenzenden Lohngruppen löst der Mindestlohnanstieg ebenfalls Erwartungen für Lohnsteigerungen aus. Dadurch erodiert das Gesamttarifgefüge. In der Folge droht ein Ausstieg weiterer Unternehmen aus Tarifverträgen, die für sie nicht mehr finanzierbar sind. Ein klassisches Arbeitsumfeld für Beschäftigte ohne Ausbildung sind Lager-, Sortier- und Umschlaganlagen. Unter dem Druck wachsender Personalkosten müssen Logistikunternehmen hier ihre Prozesse automatisieren und digitalisieren – und Beschäftigte freisetzen. Der von der Bundesregierung angekündigte Investitions- und Wachstumsbooster kann so nicht zünden. Wenn die Politik das verfügbare Einkommen der Beschäftigten verbessern will, muss sie die – sich mittlerweile auf einem Rekordniveau befindlichen – Steuern und Sozialabgaben senken. Hiervon würde auch die Wirtschaft profitieren, so der Appell der Verbände.

Print Friendly, PDF & Email

Comments are closed.