Dekarbonisierung: Revision der Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie könnte noch mehr Potenzial heben

Nachhaltige Elektrifizierung und Digitalisierung sind aus Sicht des ZVEI der Schlüssel für mehr Energieeffizienz im Gebäudesektor. Dem wird heute veröffentlichte Entwurf für die Revision der europäischen Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie (EPBD) nicht hundertprozentig gerecht, so die Einschätzung des Verbands der Elektro- und Digitalindustrie.

Die Erhöhung der Renovierungsquote bewertet der Verband positiv. „Technologien, die die Energieeffizienz von Gebäuden steigern und den Komfort der Nutzer verbessern, existieren bereits. Der Einsatz energieeffizienter technischer Gebäudeausrüstung (TGA) kann entscheidend dazu beitragen, Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen und die Treibhausgasemissionen um 55 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu reduzieren“, sagte Sebastian Treptow, Leiter der ZVEI-Plattform Gebäude. Richtig sei die Entscheidung, auch für die sogenannte Deep Renovation – umfangreiche, tiefe und zukunftssichere Renovierungsmaßnahmen – Anreize bieten. Die EU-Mitgliedsstaaten müssen ihre Förderungen jedoch entsprechend ausbauen und vor allem langfristig ansetzen.

Renovierungsmaßnahmen, die zum flächendeckenden Einsatz von innovativen Technologien beitragen und Aspekte der Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft berücksichtigen, können u.a. die CO2-Emissionen von Gebäuden um rund 15 Millionen Tonnen bis 2030 reduzieren. Zudem machen sie Gebäude über ihre gesamte Lebensdauer betrachtet wirtschaftlicher. Daher spricht sich der ZVEI für eine Lebenszyklusbetrachtung von Gebäuden in Hinblick auf Emissionen und Kosten aus. Richtigerweise findet sich dieser Ansatz auch in der EPBD wieder. Jedoch werden hier Lösungen für digitales Planen und Bauen wie etwa das Building Information Modeling (BIM) derzeit noch nicht ausreichend berücksichtigt. Dabei kann mit BIM die energetische Planung optimiert werden, es macht die richtige Umsetzung im Bauprozess überprüfbar und erleichtert zudem die Kostenanalyse – von Projektbeginn bis hin zur Inbetriebnahme oder gar zum Rückbau. Hier sieht der Verband noch Potenzial für Nachbesserungen im weiteren Diskurs zur EPBD. Mit Blick auf die Digitalisierung von Gebäuden sollte auch der Smart Readiness Indicator (SRI) gestärkt werden und perspektivisch auch für Wohngebäude verpflichtend sein. Er kann dazu beitragen, dass Renovierungsmaßnahmen zukunftssicher gestaltet und innovative Technologien effektiv eingesetzt werden. Der SRI sollten bei der Einführung des Gebäuderenovierungspasses berücksichtigt und dokumentiert werden.

Ein weiterer wichtiger Schritt hin zu mehr Elektrifizierung und Digitalisierung von Gebäuden wäre aus Sicht des ZVEI der breite Einsatz von Energiemanagementsystemen. Im vorliegenden Entwurf zur EPBD-Novelle werden sie nicht berücksichtigt, dabei sind sie unerlässlich für die bedarfsgerechte Verteilung des selbst erzeugten oder gespeicherten Stroms. Energiemanagementsysteme sollten verpflichtend in Gebäuden der öffentlichen Hand installiert werden. Ihr Einsatz im Zweck- und Wohnbau sollte in Kombination mit dem Einbau von PV-Anlagen und Speichern gezielt gefördert werden.

Insgesamt sieht der ZVEI in der Revision der EPBD eine gute Chance auch für die nationale Umsetzung in den Mitgliedsstaaten, gemeinsam zukunftssichere Rahmenbedingungen für die notwendigen Renovierungsmaßnahmen zu schaffen und so die Klimaschutzziele im Gebäudesektor zu erreichen.

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