London 1901: Wie passen Pferde und Staubsauger zusammen

#vonMollaufDur: Mit diesem Hashtag und der damit verbundenen wöchentlichen News-Kampagne möchten wir ein Schmunzeln und ein wenig Optimismus in die aktuell sonst so graue und negativ behaftete Nachrichtenlage bringen. Und warum von Moll auf Dur? Der Dreiklang Moll gilt generell als traurig, wohingegen Dur für Fröhlichkeit steht. Wir sind es teilweise leid, nur negative Schlagzeilen zu lesen – bringen wir also die positiven Nachrichten zurück, egal ob branchenintern oder branchenfremd. Natürlich nicht ohne den Bezug zur Realität zu verlieren. Verwenden Sie gerne den Hashtag #vonMollaufDur, wir freuen uns über Ihre Beiträge.

Anfang des 20. Jahrhunderts wird bei Säuberungsaktionen noch viel Staub aufgewirbelt. Die Erfahrung muss der junge Brückenbauingenieur Hubert Cecil Booth machen, als er in der Londoner St. Pancras Station einer öffentlichen Reinigungsvorführung der Railway Company beiwohnt. Von dem mit Druckluft durch den Waggon geblasenen Schmutz landet nur wenig im Auffangbehälter.

Da hat Booth die Idee, ein Gerät zu konstruieren, das den Staub nicht wegbläst, sondern im Umkehrverfahren einfach ansaugt. In seinem Büro versucht er das Prinzip zu testen, indem er durch den Mund über die Oberfläche seines Sessels saugt – und erstickt dabei fast. Bei einem zweiten Versuch auf dem Teppich benutzt er ein Taschentuch als Filter. Bereits am nächsten Tag beginnt er mit der Konstruktion einer mit Staubfilter versehenen und mittels Benzinmotors betriebenen Vakuumpumpe.

Am 30. August 1901 reicht er das Patent für den ersten Staubsauger der Welt in London ein.

Mit seiner tonnenschweren, fast die Ausmaße einer Dampflokomotive erreichenden Saugpumpe reinigt Booth kurz darauf in Westminster Abbey den Krönungsteppich, über den Edward VII. kurze Zeit später schreitet. Der frischgebackene König ist von der sauberen Aktion derart begeistert, dass er 1902 gleich zwei der monströsen Apparate für den Buckingham Palace und Schloss Windsor ersteht. Die 700 Pfund steckt Booth in die Gründung seiner British Vacuum Cleaner Company.

Fortan darf Booth die Villen und Schlösser der britischen High Society reinigen. Zwei Pferde ziehen seine Staubsauger zu ihrem Einsatzort; eine fünfköpfige Mannschaft hievt die bis zu 100 Meter langen Schläuche durch die Fenster. Teilweise sind Glasröhren eingebaut, damit die feine Gesellschaft dem Absaugen ihrer Verstaubungen bei einer gepflegten Tasse Tee zuschauen kann. 

1904 baut Booth den ersten tragbaren Staubsauger für den Hausgebrauch, der aber noch von zwei Bediensteten bedient werden muss. Drei Jahre später fegt ihn die Firma Hoover mit ihren handlicheren Produkten vom Markt. Als Booth 1955 stirbt, hat sich seine Firma wieder auf große Saugpumpen – diesmal für die britischen Kohleminen – spezialisiert.

Gesehen bei den Kollegen von wdr.de – vielen Dank!

Foto: Science Museum Group Collection
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