Hamster-Problem bremst Lieferketten

Nahezu alle Unternehmen der deutschen Elektro- und Digitalindustrie sind weiterhin mit Materialknappheiten und Lieferengpässen konfrontiert. Das ergab eine aktuelle Mitgliederbefragung des ZVEI. „Für drei Viertel der befragten Unternehmen hat sich die Lage in den vergangenen drei Monaten noch verschärft – für ein Drittel sogar deutlich“, sagte Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung. Ein rasches Ende der Knappheiten ist indes nicht in Sicht: Rund die Hälfte der Unternehmen erwartet, dass die aktuelle Situation noch bis Mitte des nächsten Jahres anhalten wird. Die andere Hälfte geht davon aus, dass die Lage auch darüber hinaus angespannt bleibt.

Schwierigkeiten gibt es derzeit laut Umfrage insbesondere bei der Lieferung von Vorprodukten (41 Prozent). Aber auch eigene zu liefernde Produkte sind betroffen. Zur Verschärfung der Situation tragen zudem überzeichnete Bestellungen bei: „Etwa die Hälfte unserer Mitgliedsunternehmen nimmt wahr, dass ihre Kunden mehr ordern als benötigt wird. Ein Sechstel sogar in hohem Maße. Aber nicht nur die Kunden verhalten sich so. Auch zwei Drittel der Unternehmen der Elektro- und Digitalindustrie sehen sich zu mehr Bestellungen gezwungen, um Knappheiten möglichst vermeiden zu können“, so Weber. Um sich für künftige Engpässe besser zu wappnen, setzen die Firmen vor allem auf eine Diversifizierung der Lieferketten (69 Prozent), mehr Lagerhaltung (65 Prozent) und langfristigere Lieferverträge (45 Prozent).

Die Branche ist stark in die internationalen Wertschöpfungsnetzwerke eingebunden. Ihr wirtschaftlicher Erfolg ist nicht zuletzt von einem reibungslosen internationalen Warenverkehr abhängig. „Die Unternehmen könnten deutlich mehr produzieren, wenn die gravierenden Versorgungsengpässe nicht drücken würden“, so Weber weiter. „Es klemmt in fast jeder Ecke.“ Die Unternehmen schätzen sogar, dass das diesjährige Wachstum ohne die Knappheiten und Logistikprobleme um bis zu zehn Prozent hätte höher ausfallen können. Aktuell hinkt die Produktion der Entwicklung bei den Auftragseingängen – die in den ersten drei Quartalen 2021 um mehr als ein Viertel über Vorjahr lagen – deutlich hinterher. Der ZVEI hält an seiner Prognose vom Sommer fest und erwartet, dass die Produktion in diesem Jahr um acht Prozent zulegen wird. Damit könnte der pandemiebedingte Produktionsrückgang von sechs Prozent im vergangenen Jahr mehr als wettgemacht werden.

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