Energiewende: Positive Corona-Effekte wirken noch nach

Weniger Emissionen, geringerer Primär- und Endenergieverbrauch: Der Fortschritt der Energiewende im Jahr 2020 kann sich sehen lassen – allerdings haben in erster Linie die Wirkungen der Corona-Schutzmaßnahmen dazu beigetragen, dass einige Kernziele der Energiewende erreicht oder sogar übertroffen wurden. Der aktuelle, halbjährlich erscheinende Energiewende-Index 2030 von McKinsey belegt den „Corona-Effekt“, der allerdings nur temporär sein dürfte: Insgesamt weist der Index zwar bei zehn von insgesamt 15 Indikatoren eine realistische Zielerreichung aus. Doch ist diese nur bei vier Indikatoren absehbar „stabil“, während sich sechs Indikatoren auf der Kippe zu einer Verschlechterung befinden. Für fünf Indikatoren gilt: „Zielerreichung unrealistisch“.

Wasserstoffbedarf 2050: eine Landkarte für Deutschland 

Immer wichtiger beim Erreichen der Klimaziele wird das Thema Wasserstoff. Die Vorteile des alternativen Energieträgers liegen nach Ansicht von McKinsey auf der Hand: Produktion und Import von grünem Wasserstoff würden den Anteil erneuerbarer Energien (EE) am Bruttoendenergieverbrauch steigern, während die Nutzung der bestehenden Gasinfrastruktur zum einen das Stromnetz entlasten und zum anderen bei der Sektorkopplung als wichtiger Katalysator dienen könne. Vor allem der Industriesektor – allen voran Stahlproduktion und chemische Industrie – könnte auf das klimaneutrale Gas setzen. Über die geografische Verteilung des Wasserstoffbedarfs in Deutschland bis 2050 gibt erstmals eine neuartige Wasserstoffkarte Aufschluss, die McKinsey durch die Verknüpfung von Nachfrage- und Geodaten für drei Szenarien erstellt hat. 

Für das Jahr 2050 ergibt die Analyse für Deutschland insgesamt fünf Gebiets-Cluster mit jeweils unterschiedlichen Bedarfsprofilen. Die Verteilung im progressiven 1,5°C-Szenario: Als größten potenziellen Cluster mit rund 3,5 Mio. t weist die Wasserstoffkarte die dicht besiedelte Industrieregion Rhein-Ruhr aus – mit einer CO2-intensiven Stahl- und Ammoniakproduktion sowie Stromerzeugung und Gebäudeheizung als wichtigsten Treibern der Nachfrage.

Auf Platz zwei folgt das Gebiet Rhein-Main-Neckar (3 Mio. t) mit Ludwigshafen als Standort der Chemieindustrie und dem Frankfurter Flughafen als Luftverkehrszentrum. Jeweils 2 Mio. t werden außerdem in den Clustern Nordwest- und Mitteldeutschland erwartet und weitere 1,5 Millionen Tonnen in der Region Oberbayern. Auch in diesen kleineren Clustern sind Stahl- und Energiestandorte, der Luftverkehr sowie die Wärmeerzeugung von Gebäuden in Ballungsgebieten Haupttreiber des künftigen Wasserstoffbedarfs. Außerhalb der fünf Gebiets-Cluster ergibt sich ein Bedarf von 2,6 Millionen Tonnen, vor allem für Wärme- und Transportanwendungen.

Energiewende-Index September 2021 : Indikatoren im Überblick

Vier Indikatoren sind in ihrer Zielerreichung stabil realistisch: der EE-Anteil am Bruttostromverbrauch (43 Prozent), die Gesamtenergiekosten Haushalte (9,8 Prozent), der Indikator Verfügbare Kapazität für Import aus Nachbarländern (27,3 Prozent) sowie der Indikator Ausfall Stromversorgung (12,2 min/Jahr). 

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