Gudrun Arnold-Schoenen, Ullrich Fichtner und Jürgen Kitz

„Vor dem Schalter kommt der Mensch“

Im Interview mit der ElektroWirtschaft sprechen Jürgen Kitz, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb bei der Albrecht Jung GmbH & Co. KG, und Ullrich Fichtner, Vertriebsleiter Inland, über die Herausforderungen der Corona-Pandemie und über die Unternehmens- und Kommunikationsstruktur des Familienunternehmens.

ElektroWirtschaft: Herr Kitz, zum 1. März 2020 haben Sie die Geschäftsführung für Marketing und Vertrieb bei der Albrecht Jung GmbH & Co. KG übernommen – ein Start in einem Jahr geprägt von Covid-19. Welches Zwischenfazit ziehen Sie für Ihr erstes Halbjahr?

Jürgen Kitz: Wir haben die Herausforderungen der Hygiene und Abstandsregeln für unsere Fabriken und den Vertrieb mit ruhiger Hand und klarem Kopf gelöst. Für die Pflege meiner persönlichen Beziehungen ist es natürlich sehr bedauerlich, kaum Kunden treffen zu können. Doch die Zusammenarbeit im Projektgeschäft mit unseren Partnern lief gut koordiniert weiter. Wir wachsen auch in diesem Jahr und haben neue Formen der Zusammenarbeit etabliert.

ElektroWirtschaft: Was hat den Ausschlag für den Wechsel zur Firma Jung gegeben?

Jürgen Kitz: Besonders begeistert mich die wertschätzende Kultur bei Jung. Als Familienunternehmen prägt die Familie Jung den Satz „Vor dem Schalter kommt der Mensch!“ Der familien- und wertebasierten Führungskultur fühle ich mich langfristig verpflichtet. Das heißt konkret, dass bei Jung viele Menschen aus echter Begeisterung für das Unternehmen und die Marke hochmotiviert und erfolgreich arbeiten. Anders als in Konzernen spürt man, dass wir nicht in Quartalszahlen denken, sondern langfristig. Das führt auch zu sehr engen und partnerschaftlichen Beziehungen zum Fachhandwerk. Jung hat mit LS 990 vor 50 Jahren den Design Klassiker für die wertige Elektroinstallation geschaffen, die heute in intelligenter Gebäudetechnik Wohn-, Hotel- und Arbeitswelten zeitlos prägen. Damit begeistern wir Kunden in über 90 Ländern im Projektgeschäft und haben ein gutes Netz aus 20 wirtschaftlich gesunden Auslandstöchtern. Durch eine hervorragende Architekturkommunikation hat Jung eine Relevanz bei Architekten, Innenarchitekten und Hotelbetreibern, die einzigartig ist. In über zwanzig Ländern waren für 2020 Architekturgespräche geplant. Die Referenzliste an Top-Hotels und architektonischen Gebäuden beeindruckt mich sehr.

ElektroWirtschaft: Herr Fichtner, mit Wirkung zum 15.7.2020 wurden Sie zum Vertriebsleiter Inland der Albrecht Jung GmbH & Co. KG berufen. Wie herausfordernd waren die ersten Monate in der neuen Position?

Ullrich Fichtner: Die Erfahrung aus 25 Jahren Vertrieb bei Jung und das gute Netzwerk in der Branche haben mir hier sehr geholfen. Durch die aktuelle Situation sind viele Reisen nicht möglich, so dass ich die Zeit finde, mich mit den Mitarbeitern in viele Themen einzuarbeiten. Die Aufgabe macht mir große Freude und wir arbeiten daran, dass dies noch möglichst lange so bleibt.

ElektroWirtschaft: Wie greifen mit Ihrer personellen Neuaufstellung die Bereiche Produktentwicklung, Marketing und Vertrieb ineinander? Welche strategischen Ziele haben Sie für die nächsten Jahre auf Ihrer Agenda?

Jürgen Kitz: Wir wollen noch kundenzentrierter denken. Das werden wir auch tun. Wir müssen Lösungen vom Kunden her entwickeln! Das heißt, noch stärker die Bedürfnisse der gewerblichen und privaten Endkunden in den Fokus unserer Lösungen zu stellen. In Bezug auf Vertriebskanäle gerät der dreistufige Vertrieb unter Druck. Dabei kommt der Kampf um den Endkunden nicht mehr aus unserer Branche heraus. Vielmehr wird der dreistufige Vertrieb durch neue Marktteilnehmer im digitalen Online-Vertrieb, Plattformen und neue Geschäftsmodelle von außen angegriffen. Das müssen wir wahrnehmen, um nicht an Relevanz für Nutzer und Bauherren zu verlieren. Dazu gilt es die Partnerschaften zu unseren Fachhandwerkern ganz gezielt zu stärken. Wir werden unsere Fachhandwerkspartner mit konkreten Lösungen und Prozessen unterstützen, um im Wettbewerb um die Relevanz für den Endkunden zu bestehen. Insgesamt gleichen unsere strategischen Ziele dem Bild Evolution statt Revolution. Denn nach drei durch die Familie Jung geprägten Geschäftsführergenerationen in 108 Jahren wollen wir weiterhin als verlässlicher und einschätzbarer Partner das Fachhandwerk und den Großhandel für die Marke Jung begeistern.

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